Reiseführer: Lissabon

Die Vielfalt der Geschichte Lissabons spiegelt sich nicht nur in der Meeresoberfläche, sondern auch in den Menschen und der Architektur wider. Gut die Hälfte der 500.000 Einwohner, sind keine Portugiesen. Schwarz und weiß werden zu bunt, arm und reich verschmilzen quasi ineinander und ich kann mir keinen passenderen Ort vorstellen, an dem die melancholisch-theatralische Fado Musik ihren Ursprung haben könnte. Dass die Hauptstadt Portugals auf sieben Hügeln erbaut wurde, merkt man unausweichlich, sobald man einfach nur „gemütlich durch die Stadt bummeln“ oder mit einer der vielen Trams einen Ausflug machen möchte. Nachdem 1755 das Zentrum Lissabons, die Baixa, durch ein Erdbeben zerstört wurde, hat man dort nicht nur die Bauweise verändert und das Viertel schachbrettartig angepasst, sondern auch die Straßen verbreitert und große, prachtvolle Plätze angelegt. Dies wird deutlich, wenn man aus der Alfama, dem ursprüglichsten Stadtteil, einen Spaziergang durch die Baixa ans Meer macht. Kleine, verwinkelte Gassen, durch die kaum zwei Menschen nebeneinander passen, mit Häusern, von denen charmant der Putz bröckelt, werden zu weiten, neoklassizistisch vergoldeten Prunkbauten und weißen Höfen. Typisch für die Stadt sind ihre mit bunten Kacheln wunderschön verzierten Häuser – die Azulejos.

In diesem Beitrag stelle ich euch meine Top 9 Aktivitäten in Lissabon vor. Eine Stadt, die wahrlich mein Herz erobert hat. Ich war über Pfingsten hier – meine liebste Reisezeit, da die meisten Familien bereits im Skiurlaub waren oder den Sommer im Ausland verbringen, hat man das Land fast für sich alleine. Via Airbnb durfte ich im Herzen der Alfama schlafen und das Flair hautnah miterleben. Wer sich in Metropolen in teure Hotels einbucht, um in der Innenstadt zu sein, ist selbst schuld. Leider sind mir einige Fotos aus Lissabon abhanden gekommen, aber da ich mit Sicherheit nicht das letzte Mal hier sein werde, verspreche ich, sie nachzureichen.

9. Elevador de Santa Justa

Der 1902 erbaute und 45 m hohe Aufzug Elevador de Santa Justa verbindet die Innenstadt Baixa mit dem höher gelegenen Stadtteil Chiado. In der Mittagsonne stehen sich die Touristen die Beine in den Bauch und man darf mit sehr langen Wartezeiten rechnen. So gilt: nicht zu spät aufstehen und nach dem Frühstück direkt dorthin. Die Fahrt an sich ist nicht unbedingt spektakulär, da man die Plattform ebenso über Chiado – kostenlos – erreichen kann, aber der Blick ist wunderschön. Die leise vor sich hin dudelne Fado Musik begleitet die kurze Fahrt nach oben. Mein Tipp: Kauft euch ein Tagestickt für die öffentlichen Verkehrsmittel (ca. € 6,00). Dieses ist 24h ab dem ersten Stempeln gültig – auch für alle Aufzüge der Stadt und die historische Tram 28. Spart Geld und Zeit.

8. Street Art

Auch Lissabons Häuserwände spiegeln die Vielfalt und das Leben wider. Die Street Art Szene ist eine ganz besondere! Alles, was Fläche bietet, wird kurzerhand bunt. So bunt, dass eigene Stadttouren zu ehren der Street Art Szene angeboten werden. Doch auch ohne Tour entdeckt man ein Kunstwerk nach dem anderen.

7. Castelo de São Jorge

Die Burg wurde vor dem 11. Jahrhundert erbaut und ebenfalls bei dem großen Erdbeben 1755 weitesgehend zerstört. Dennoch ist der Ausblick über die Stadt und ihre rot-braunen Dächer unbezahlbar und den Aufstieg (und die € 8,00 Eintritt) wert.

6. Tram 28

Eine Fahrt mit der historischen Tram 28 wird nicht ohne Grund in jedem Reiseführer empfohlen. Etwa 45 Minuten lang dauert die Fahrt von einer Endstation zur anderen. Quietschend schlängelt sie sich nur wenige Zentimeter von der Fassade entfernt durch die hügelige Stadt und ermöglicht eine schöne Rundfahrt durch die verschiedenen Stadtviertel. Auch hier gilt: Früh aufstehen oder in der prallen Sonne Schlage stehen. Die Fahrt ist mit dem oben erwähnten Tagesticket ebenfalls kostenlos.

5. Miradouro-Hopping

„Miradouro“ bedeutet Aussichtspunkt und von denen hat die Stadt einige zu bieten. So kann man sich vielerorts nach anstrengenden Aufstiegen mit einem kalten, frisch gepressten O-Saft oder Ausblicken von den unterschiedlichsten Winkeln der Stadt belohnen.

4. Miradouro São Pedro de Alcântara

Zweifelsohne der schönste Aussichtspunkt ist der Miradouro São Pedro de Alcântara. Von diesem zweistufig angelegten Platz hat man einen wahnsinns Blick auf das Castelo de São Jorge und die Stadt mit all ihren Stadtteilen. Bei meinem Besuch eröffnete gerade ein Handwerkskunstmarkt mit vielen, lokalen Leckereien und handgefertigten Schmuckstücken. Auch Künstler tummeln sich hier und ich kam nicht umher, mir ein Kunstwerk für Zuhause mitzunehmen.

3. Wander around to get lost

In keiner anderen Stadt der Welt habe ich mich bewusst so gerne und oft verlaufen, wie in Lissabon. Hinter jeder Ecke entdeckt man neue Schätze, herzlichste Gastfreundschaft, atemberaubende Ausblicke oder verdammt gutes Essen. Und hinter jeder Ecke ist ein kleines Stück meines Herzens verloren gegangen. Lissabon, ich komme wieder!

2. Essen! Essen! Essen!

Natürlich … wie könnte es auch anders sein, wenn ich mich in eine Stadt verliebe? Es geht um Essen. Portugal liegt aktuell auf meinem Platz #1 der Länder des guten Geschmacks (Sorry, ihr anderen!). Ich war früher nie ein großer Fan von Fisch oder Meeresfrüchten, aber sogar ich habe mich in den fangfrischen Lachs verliebt. Oder die frischen Früchte. Oder das gute Fleisch. Oder … probiert einfach selbst. Dadurch, dass vieles vor Ort angebaut und gezüchtet wird, fallen auch die ganzen Importkosten weg und am Ende des Tages ist in der Reisekasse noch mehr Geld für … naja … Essen.

1. Lisboa Tu & Eu

Wo wir gerade beim Essen sind, darf auch unser bisher absolut bester Restaurantbesuch of all time – und was die deutsche Sprache sonst noch so für Superlative hergibt – nicht fehlen: Das Lisboa Tu & Eu. Unser Airbnb Host Kleber legte es uns direkt bei Anreise ans Herz. Ein klitzekleines Restaurant mit Platz für etwa zehn Gäste, das man im Vorbeilaufen übersehen würde, wenn es aus der Küche nicht so herrlich duften würde. Geführt wird das Lokal von einer kleinen, alten Dame, die nach dem Tod ihres geliebten Mannes das Umland verlassen hatte, um in der großen Stadt einen neuen Lebenssinn zu finden und sich über den schmerzlichen Verlust hinweg zu trösten. In dem sie täglich vielen Menschen glückliche Gesichter und volle Mägen zaubert, hat auch sie ihr hinreißendes Lächeln wieder gefunden. Die Wand des Restaurants ist das Gästebuch. Es erzählt von vielen Geschichten und magischen Begegnungen. Und so konnten auch wir es uns nicht nehmen lassen, uns zu verewigen. Gerührt von unserem „Eintrag“ holte sie ihren Kellner, um ihn ihm zu zeigen. Der machte große Augen, als er unsere Namen las und holte lachen sein iPad … sein Lieblingsmusiker: der Lateinamerikaner Mike Bahia. So lief für den Rest des Abends seine Mike-Bahia-Playlist rauf und runter und wir haben seitdem unseren eigenen Soundtrack.

Mehr über meine Rundreise in Portugal erfahrt ihr hier.

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