Sonnenuntergang auf dem Kariba Stausee, Simbabwe I Bahia Fox

Allgemein: Simbabwe

Donnernde Wasserfälle, zauberhafte Menschen und versteckte Wunderwelten

Nachtrag/Vorwort 2022: Mittlerweile habe ich schon mehrere Monate in Simbabwe verbracht, möchte aber meinen ursprünglichen Beitrag und die damit verbundene Euphorie nicht durch emotionslose Fakten-Erzählung austauschen. Aus diesem Grund werde ich einfach an passenden Stellen kleine Nachträge mit aktuellen Informationen oder Gedanken einbauen.

Die Frage, die mir am Häufigsten gestellt wird, seitdem ich zum ersten Mal Fuß auf simbabwischen Boden gesetzt habe, ist: „Wie sicher fühlst Du Dich in Simbabwe?„. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich darauf am treffendsten antworte und eines morgens, inmitten des Mana Pools Nationalparks, im Norden des Landes, kam mir endlich die passende Antwort: Simbabwe ist (bis dato) weltweit das einzige Land, in dem ich mitten im Nirgendwo, einen fremden, in Camouflage gekleideten, AK47 bewaffneten, großen, starken Mann ohne zu zögern in mein Auto einsteigen lasse und mich dabei auch noch sehr wohl fühle. In diesem Fall war es einer der Park-Ranger, die Tag ein, Tag aus bewaffnet durch den Busch streifen, um die Wildtiere vor Wilderei zu schützen.

Auch unterwegs in Städten oder Dörfern hatte ich nie bedenken, dass in unser vollbepacktes Auto eingebrochen oder mir etwas aus dem Rucksack gestohlen wird. Die einzigen bettelnden Menschen, die ich innerhalb eines gesamten Monats sah, waren zwei Kinder in der Hauptstadt Harare. Und das, obwohl die Arbeitslosenquote offiziell bei 95% liegt. Inoffiziell hingegen schätzt man sie auf 5%, da die meisten der ca. 15 Millionen Einwohner nicht angemeldeten Gewerben nachgehen. Diese sind z.B. Fliegende Händler, Obstverkäufer an den Straßen, Minibusfahrer und und und … wer schon einmal außerhalb Europas war, weiß wovon ich spreche.

Die Menschen in Simbabwe sind so nett, dass ich mich zu keiner Zeit auch nur ein bisschen unwohl gefühlt habe. Sogar die Polizisten/innen!

In Simbabwe sind Rundfunkgebühr für das Autoradio und die Versicherung sowie Zulassung für das Auto an der Windschutzscheibe angebracht (das sieht dann ungefähr so aus wie eine Autobahnplakette in Österreich), sodass sie bei den zahlreichen Polizeikontrollen schnell und gut sichtbar kontrolliert werden können. Eben diese waren für unser Auto abgelaufen. Freitags, zwei Tage bevor wir unseren ersten Roadtrip starten, wollen wir die Papiere noch schnell in der nächstgrößeren Stadt verlängern lassen – hat soweit auch alles geklappt, nur dass der Drucker dort kaputt war und sie es uns für die Windschutzscheibe nicht ausdrucken konnten. Aus anderen Ländern bin ich es gewohnt, dass Offizielle diese (und viele andere) Begebenheiten dafür nutzen, sich mit Geld schmieren zu lassen. Auch hätten sie bei uns tatsächlich eine rechtliche Grundlage dafür gehabt, uns eine reguläre Strafe zahlen zu lassen, denn offiziell war bei uns alles abgelaufen.

Wir hatten lediglich ein Foto der Verlängerungen aus der Zulassungsstelle auf dem Smartphone, das wir als Beweis vorzeigen konnten. Kein einziger der Polizisten hat auch nur Anstalten gemacht, uns Strafe, geschweige denn Schmiergeld zahlen zu lassen! Bei jeder einzelnen dieser Polizeikontrollen (je nach Größe der Stadt wird man allein innerhalb einer Stadt zwei bis fünf Mal kontrolliert) wurden wir freundlich begrüßt, gefolgt von einem „How’s it?“ und der namentlichen Vorstellung mit Dienstgrad. Wir durften jedes Mal ohne Geldzahlungen weiterfahren, uns wurde eine schöne Reise gewünscht und ein kurzer, sympathischer Smalltalk war fast immer drin. Wow. Das habe ich wirklich nicht kommen sehen. Vor allem in einem Land, das so arm ist, wie Simbabwe. Ein Land, in dem viele Menschen (vor allem seit Beginn der Pandemie) von einer Mahlzeit zur Nächsten leben.

Ich bin fasziniert und gerührt von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft dieser Menschen!

Nachtrag 2022: Der Hauptgrund, warum uns niemand nach Bestechungsgeldern fragte, war tatsächlich einfach nur der, dass das Land bei Touristen einen guten Eindruck hinterlassen möchte, damit diese möglichst oft wieder kommen oder einfach nur all ihren Freunden von diesem schönen Land erzählen. Lokals müssen leider noch sehr oft hier und da ein Scheinchen fallen lassen … Aber, naja. Als Tourist auf jeden Fall angenehm.

Simbabwe I Bahia Fox

Der Landesname Simbabwe bedeutet aus dem Shona übersetzt so viel wie „Haus aus Stein„. Der Name geht auf die heutige Ruinenstätte Groß-Simbabwe im Süden des Landes zurück. Shona ist eine der 16 offiziellen Landessprachen: Chewa, Chibarwe, Englisch, Gebärdensprache, Kalanga, Khoisan, Nambya, Ndau, Nord-Ndebele, Shangani, Shona, Sotho, Tonga, Tswana, Venda, Xhosa. In der Schule lernt jedes Kind aber bereits ab der ersten Klasse Englisch, sodass dies die universelle Sprache im gesamten Land ist und man überall problemlos kommunizieren kann.

Wie so viele andere Länder Afrikas, war auch Simbabwe bis vor „Kurzem“ noch eine europäische Kolonie: eine Britische. Erst am 18. April 1980 erlangte das Land seine international anerkannte Unabhängigkeit.

Simbabwe ist eine der weltweit ärmsten Volkswirtschaften und gehört nach dem Fragile States Index zu den 20 Ländern, die sich in den letzten zehn Jahren (2010-2020) am stärksten verbessert haben, wobei das Land in den letzten Jahren stets eine der schlechtesten Bewertungen erhielt. Im internationalen Human Development Index belegt Simbabwe Platz 150 (Deutschland: Platz 6). Natürlich macht Korruption auch vor diesem Land keinen Halt – der Unterschied zu vielen anderen Ländern ist allerdings, dass Korruption hier auf wesentlich höherer Ebene stattfindet. Zwar sind Staats- und Regierungschefs sehr korrupt, aber nicht jeder einzelne Polizist oder Mitarbeiter der Visa-Stelle. Weil man deshalb eigentlich nie mit Korruption und Bestechungsgeldern in Berührung kommt, ist das Reisen als Tourist durch dieses Land sehr angenehm. Alles wovor man sich bei Polizeikontrollen „fürchten“ muss, ist, dass die Polizisten mal wieder sehr sympathisch sind, man sich mal wieder in netten Gesprächen verliert und den gesamten Verkehr aufhält (der in Simbabwe meistens sehr überschaubar ist).

  • Fragile States Index (Stabilität des Landes): 99,2/120 Alarm
  • Demokratieindex: 3,16/10 Autoritäres Regime
  • Freedom in the World Index: 29/100 teilweise frei
  • Rangliste Pressefreiheit: 43,12/100 schwierige Lage für Pressefreiheit
  • Korruptionswahrnehmungsindex: 24/100 sehr korrupt

Die Währung in Simbabwe (der Simbabwe-Dollar) ist sehr instabil. Bargeld gibt es selten und außerdem ist die Inflation seit über zwei Jahren sehr hoch. Aus diesem Grund zahlt man hier oft mit dem viel stabileren US-Dollar – aber auch das geht nicht immer, weil vor allem kleine Banknoten sehr knapp sind. Bis zur Einführung des Simbabwe-Dollar war die Landeswährung US-Dollar. Da die USD-Noten im großen Stil das Land „verlassen“ haben, herrschte nun Bargeldknappheit. Dieses Problem wollte man damals deshalb mit der Einführung des Simbabwe-Dollar (Einführungswechselkurs 1:1) lösen. (Side Note: Beide bisherigen Präsidenten Mugabe und Mnangagwa haben mehrere Hochschulabschlüsse, darunter auch in VWL und BWL.)

Da der Simbabwe-Dollar außerhalb des Landes nirgends akzeptiert wird, lag der Schwarzmarktpreis für USD zunächst direkt bei 1:3 und vervielfachte sich in der Folgezeit. Heute liegt der Wechselkurs auf dem Schwarzmarkt bei etwa 1:120 und bei der Bank bei 1:84. Als staatliche Gegenmaßnahme zur Inflation, wurde der USD im Juni 2019 und bis vor kurzem für illegal erklärt. Als eine weitere Folge wurden zu den kaum verfügbaren 2- und 5-Simbabwe-Dollar-Noten kürzlich auch noch 10er und 20er gedruckt. Andere Währungen wie der US-Dollar, südafrikanische ZAR und Pula (Botswana) sind daher bei der Bevölkerung deutlich beliebter und als Rückgeld erhält man oft ein Potpourri aus verschiedenen Währungen.

Nachtrag 2022: Der aktuelle Wechselkurs der Bank liegt bei 1:520 und auf dem Schwarzmarkt 1:800 – 1:1000! Mittlerweile wurde zusätzliche 100er Banknoten gedruckt.

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Ein kluges Köpfchen aus Simbabwe hatte wohl im Jahr 2011 genug von dem ganzen Problem und entwickelte ein mobiles, kontaktloses und vor allem bargeldloses Bezahlsystem: EcoCash. EcoCash funktioniert vom Prinzip her ähnlich wie PayPal, allerdings benötigt man hierfür kein Bankkonto, sondern lediglich ein SMS-fähiges Handy. Eine Statistik aus dem Jahr 2017 zeigt, dass bereits 6,7 Millionen Einwohner Simbabwes EcoCash nutzen – im Vergleich zu etwa 2 Millionen Einwohnern mit Bankkonto. Das entging auch der Regierung nicht und so wurden 2% Gebühren in Form von Steuern eingerichtet, die der Zahlende trägt. Zahlt man als Tourist in Geschäften mit dem sehr beliebten USD, wird man oft angesprochen und gefragt, ob für einen bezahlt werden darf und die USD dann (meist zu Schwarzmarktkursen) dafür bekommt.

Um das Reisen allgemein zu vereinfachen, empfehle ich Touristen US-Dollar aus Deutschland mitzubringen. Vor allem kleine Scheine zwischen einem und fünf USD sollte man nicht zu knapp einpacken, da Rückgeld von kleinen Beträgen sonst gerne mal ein Problem werden könnte.

Was aber haben wir in Simbabwe gemacht? Wie kamen wir überhaupt auf die Idee, während einer Pandemie und ohne Reiseanbieter in ein Land zu reisen, das die Meisten so als Reiseziel gar nicht auf dem Schirm haben? Nun … wenn alles klappt, werden wir dieses Jahr noch dorthin ziehen und damit ich das Land und seine Leute vorher einmal kennenlerne, haben wir beschlossen, vorab einen Monat dort zu verbringen. Ich möchte in diesem Beitrag bewusst darauf verzichten zu intensiv auf Corona bedingte Einreisebestimmungen und Abläufe einzugehen, weil dieser Bericht auch noch darüber hinaus existieren und zum Reisen einladen soll. Wer allerdings Fragen diesbezüglich hat, darf mich gerne jederzeit anschreiben. Zusammenfassend kann ich sagen: Das Maskentragen und Händedesinfizieren wird sogar gewissenhafter ausgeführt als in Deutschland, fast alle im Tourismus Arbeitenden sind bereits vollständig geimpft und in Städten wie Victoria Falls ist sogar schon jeder einzelne Bürger geimpft (trotzdem werden Masken getragen, Abstand gehalten, Hände desinfiziert und regelmäßig PCR-getestet).

Das Visum kauft man mit deutschem Pass ganz unproblematisch bei Einreise direkt bei der Passkontrolle. Es kostet 30 USD (Single Entry; Double Entry kostet 45 USD), die man zwar auch mit Karte bezahlen kann, aber nur sofern gerade Strom und Internet da sind, was nicht immer der Fall ist. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man diese 30 USD also auch lieber bar und passend mitbringen.

Die Shona sind weltberühmt für ihre Steinkunst. Wer nach besonderen Souvenirs sucht, sollte sich am letzten Tag vor Abflug aus Harare etwas früher auf den Weg zum Flughafen machen und noch einen Abstecher auf dem Steinskulpturenmarkt in der Airport Road machen (Richtung Flughafen auf der rechten Seite). Die Jungs sind unglaublich talentiert und die Figuren eigentlich unverschämt günstig. Von klein bis überdimensioniert wird hier jeder fündig. Hat man etwas Bestimmtes im Kopf, so kann man den Jungs auch bei Ankunft in Harare eine Vorlage in die Hand drücken und sie wenige Tage oder Wochen später dort abholen.

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Die erste Woche verbringen wir in der Nähe von Selous, bei unserem voraussichtlich neuen Arbeitgeber. Auf dem Weg dorthin gehen wir noch kurz einkaufen, damit wir für den ersten Kaffee am Morgen und ein Müsli nicht immer erst zur Lodge fahren/laufen müssen. Mich trifft der Schlag: Lebensmittel sind so unglaublich teuer! Für ein paar Äpfel, Haferflocken, Milch und Kaffee zahlen wir 47 USD! Wie bitte soll sich jemals ein Bürger, der – wenn überhaupt – minimalst verdient, solche Preise leisten können, wenn mir schon mit deutschem Gehalt der Geldbeutel weh tut?! Die Antwort ist ganz einfach: Gar nicht. Denn hier einkaufen kann nur, wer verdammt gut verdient. Alle anderen essen (wenn sie es sich leisten können) drei Mal am Tag Sadza (Maisbrei). Autsch. Simbabwe ist eben doch nicht Namibia oder Südafrika, sondern ein richtiges Dritte-Welt-Land.

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Den ersten Schock überwinde ich erfolgreich, nachdem ich in unserem Zuhause für die nächsten Wochen von zwei riesengroßen Rhodesian Ridgebacks und ihren sechs Welpen empfangen werde. Ridgebacks wurden früher einmal zur Löwenjagd und heute teilweise zum Anti-Poaching (der Kampf gegen die Wilderei) eingesetzt; dementsprechend groß und stark sind sie. Sie sind optisch sehr beeindruckend, aber können die liebsten Hunde der Welt sein, wenn man sich auf sie einlässt – und ich liebe sie! Seitdem mir das erste Mal ein ausgewachsener Ridgeback zum Kuscheln auf den Schoß krabbelte, weil er fälschlicherweise dachte, er sei noch ein kleines Welpen, bin ich (eigentlich ein Katzenmensch) verliebt in diese Hunderasse.

Simbabwe I Bahia Fox

Da Ridgebacks leider nur für ihre Kraft und nicht ihre Ausdauer bekannt sind, werden zum Anti-Poaching mittlerweile meistens Deutsche Schäferhunde oder Belgian Malinois eingesetzt. Es ist wirklich beeindruckend beim Training zuzugucken! Diese Hunde sind so intelligent und hören aufs Wort – dabei muss der Hundeführer nicht einmal laut rufen, sondern lediglich leise flüstern oder ein kurzes Handzeichen geben. Also ein Wilderer möchte ich (abgesehen von den offensichtlichen Gründen) wirklich nicht sein …

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In Pamuzinda leb(t)en Waisenkinder: Ein Warzenschwein, fünf Löwen und ein kleiner Elefant. Rocky, das Warzenschwein, wurde im November 2019 von Andreas mit der Flasche aufgezogen. Heute ist er riesengroß (viel zu groß) und wird von allen Seiten (viel zu sehr) verwöhnt.

Dunho, der Elefant, verlor seine Mama und weil er der Einzige seiner Art auf dem Gelände ist, hat er einen neuen besten Freund an seine Seite bekommen, der Tag und Nacht bei ihm ist und auf ihn aufpasst. Mit ein bisschen Glück kommt aber bald eine Herde Elefanten auf das Gelände, denen er sich dann anschließen kann.

Die Löwen in Pamuzinda waren einst dressierte Löwen für Filmdreharbeiten. Da man das glücklicherweise stoppte, kamen sie nach Pamuzinda, wo sie nun ihre letzten Lebensjahre verbringen dürfen. Weil man Wildkatzen leider nicht so einfach wieder auswildern kann, wenn sie einmal in Gefangenschaft waren und engen Kontakt zu Menschen pflegten, sind sie weit draußen auf dem Gelände in ihrem eigenen Bereich und müssen regelmäßig gefüttert werden. Um jegliche Interaktion mit Gästen zu vermeiden, stehen sie auch nicht auf dem Programm für Touristen und den einzigen menschlichen Besuch, den sie kriegen, ist von den Rangern bei der Fütterung.

Nachtrag 2022: Rocky lebt nun auf einer Schweinefarm mit anderen Hausschweinen. Leider überschätzte er zu häufig seine Position in der Rangordnung und musste umgesiedelt werden. Die Löwen sind mittlerweile alle eines natürlichen Todes durch Altersschwäche gestorben. Dunho, der kleine Elefant, ist immer noch hier und ich hoffe, dass er bald endlich Anschluss in einer Elefantenherde finden darf.

Ein häufiger Besucher der Lodge ist Jasmin, die Giraffe. Auch sie ist ein Waise und wurde von Shepard (einer der Guides) großgezogen. Ab und zu guckt sie gerne einfach mal vorbei, ist ansonsten aber meistens im Park unterwegs. Mittlerweile ist sie das zweite Mal schwanger und bekommt sehr bald ihr Baby!

Nachtrag 2022: Jasmin ist zum dritten Mal schwanger!

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Ein weiterer Grund, warum wir die erste Woche in Pamuzinda verbringen, bevor wir auf Entdeckungsreise gehen, ist der Chengeta Kids e.V. Verein. Ein gemeinnütziger Verein, den Andreas im Jahr 2020 gründete, um die an das Grundstück der Lodge angrenzende Schule zu unterstützen. Wir bringen nicht nur Sachspenden mit, sondern auch Monetäre. Wie wir die am besten investieren, beraten wir in mehreren Treffen gemeinsam mit dem Schulleiter, dem Lehrerkollegium und Müttern der Schüler. Dank unserer Freunde und Familien konnten wir zusätzlich zwei bis unter den Rand gefüllte Koffer voller Kinderklamotten aus Deutschland mitbringen, die wir an besonders bedürftige Kinder (und ein Waisenhaus in Binga) verteilen.

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Weitere Sachspenden dürfen wir der Mitarbeiter-Fußballmannschaft überreichen: Neue Trikots, Shorts, Schuhe und zwei neue Bälle mit Ballpumpe! Während sie Andreas dazu überreden mit ihnen zu trainieren, fotografiere ich fleißig und habe jede Menge Spaß mit den Mitarbeiterkindern.

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Von den bisher eingegangenen Geldspenden können wir zwei Familien komplett mit Nahrungsmitteln für drei Monate, Haushaltsutensilien, Schuluniformen für alle vier Kinder, Schulgebühren und Solarlichtern für deren Hütten (damit die Kids abends nach ihrem teilweise sehr langen Weg nach Hause noch lernen und ihre Hausaufgaben machen können, wenn es im Winter schon spätestens um 18:00 Uhr stockdunkel wird) ausstatten. Außerdem übernehmen wir für 39 weitere Kinder und jeweils ein komplettes Jahr die Schulgebühren, kaufen den ersten Drucker der Schule und Schulbücher für die Abschlussjahrgänge. Die genauen Berichte könnt ihr hier nachlesen – auch, was wir seitdem noch so auf die Beine gestellt haben 🙂

Bevor wir die Sachspenden allerdings zu den Familien nach Hause bringen dürfen (das machen wir mit dem Auto, damit sie nicht alles selbst kilometerweit tragen müssen und um ihnen direkt auch noch die Solarlampen zu installieren), müssen wir vorab bei der örtlichen Dorfvorsteherin um Erlaubnis fragen. Sie muss über alles Bescheid wissen, was in ihrer Region passiert. Abgesehen davon, wie unglaublich interessant es ist eine neue Kultur kennenzulernen, ist es obendrein auch noch sehr spannend, sie und ihren Mann kennenzulernen. Um Sprachbarrieren zu vermeiden und zu übersetzen, begleitet uns Dick, der Schulleiter. Zunächst unterhalten wir uns über weitere Projekte, die eventuell zeitnah in der Region umgesetzt werden könnten und natürlich auch über den vielen Regen, der in der letzten Saison das Land mit einer reichhaltigen Ernte segnete. Sie ist sehr nett, dankbar und selbstverständlich erhalten wir ihr Okay! Glücklich machen wir uns auf den Weg ins Dorf der beiden Familien …

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An dieser Stelle nochmal DANKE an alle Freunde, Familienmitglieder und Spender! Es ist eine große Ehre ausführen zu dürfen, was jeder Einzelne von Euch unterstützt und wir hoffen, dass wir mit unseren Fotos und Erzählungen das Glück und die Dankbarkeit so weitergeben können, wie wir sie hier vor Ort erfahren dürfen ♥

In den nächsten Tagen, Wochen und letztendlich auch Jahren werden wir öfter an der Schule sein, um Gespräche zu führen, den Drucker zu installieren und damit ich ausreichend Fotos für die Vereins-Website machen kann. Dabei setze ich mich abwechselnd in die einzelnen Klassen und fotografiere nicht nur, sondern lerne auch viel: Über die Kulturen Simbabwes, kulturelle Tänze (natürlich bleibt meine Anwesenheit nicht unbemerkt und ich werde gebeten, etwas über deutsche Volkstänze zu erzählen) und die Geschichte des Landes.

Es ist so herzerwärmend, dass es mir schwerfällt, die richtigen Worte zu finden.

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An dem Tag, an dem wir die Dorfvorsteherin besuchen, sitzen wir abends – mal wieder – mit L. P. in der Lodge und essen gemeinsam zu Abend. Wir unterhalten uns über die verschiedenen Kulturen des Landes und er erzählt uns, dass er mit S., einer Shona-Frau verheiratet ist. Ich habe direkt hunderte Fragen, die ich endlich jemandem stellen kann, der offen darüber spricht! Üblicherweise spricht man hier nicht offen über Geldgeschäfte und schon gar nicht mit Menschen, die man erst wenige Tage kennt. Aber L. P. ist Engländer, noch nicht allzu lange im Land und durch seinen europäischen Kulturhintergrund hat er überhaupt kein Problem damit, mir die zahlreichen Fragen zu beantworten und sogar sein Lobola-Buch offen zu zeigen. Wie spannend!

In der Shona-Kultur ist es Tradition, dass die Braut der Familie abgekauft wird, bevor man(n) sie heiraten darf. Dieser Brautpreis, die Lobola, wird streng mit dem Familienoberhaupt verhandelt und ist nicht selten so hoch, dass der Bräutigam-in-spe es niemals in seinem Leben komplett abbezahlen kann oder wird, weshalb er sozusagen immer in der Schuld der Familie steht und regelmäßig für dies und jenes aufkommen muss. Im Fall von L. P. waren es ca. 15.000 USD – für ihn nicht unrealistisch komplett zu bezahlen. Die Lobola deckt nicht nur Geschenke für jedes einzelne Familienmitglied und Lebensmittel ab, sondern L. P. musste unter anderem auch dafür bezahlen, dass er beim Vater der Braut während der Verhandlungen auf einem Stuhl sitzen oder von einem Teller essen durfte.

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Ein weiterer traditioneller Glaube sind sogenannte Totem. Totem würde ich in etwa übersetzen als eine Art Familienwappen oder sogar Nachname. Ein Totem ist meistens ein Tier, wie z.B. Löwe, Impala, Krokodil oder Hyäne, kann aber auch beispielsweise Herz sein. Lernen sich zwei Menschen kennen und möchten mehr als nur Freunde sein, so wird eine der ersten Fragen sein, welches Totem der jeweils andere hat. Der Grund dafür ist: Haben sie das gleiche Totem, bedeutet es, dass sie verwandt sind und auf gar keinen Fall daten oder heiraten können – es ist gleichzusetzen mit Inzucht, denn als Kind erbt man immer das Totem seines Vaters.

Eine Hintertür ist trotzdem noch offen, wenn man trotz gleichem Totem heiraten möchte: Der Bräutigam in spe muss sich auf die Suche nach einem rein-weißen Rind machen, welches dann in einem traditionellen Ritual von einem Schamanen (traditioneller Heiler (kann ein Mann oder auch eine Frau sein)) „zerschnitten“ wird, wie die Familienbande, die das Brautpaar teilt.

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Bäume pflanzen

Wie auch schon in Uganda und anderen Ländern, kann ich es mir auch hier in Simbabwe nicht nehmen lassen, einen ökologisch wertvollen Fußabdruck zu hinterlassen: Ich pflanzte 12 Mahagoni Bäume an der Chengeta Schule! Da ich sie auf dem Schulgelände pflanzen wollte, müssen es Bäume sein, die keine Dornen entwickeln (viele Kinder laufen barfuß, weil sie keine Schuhe besitzen) und zusätzlich große, schattenspendende Baumkronen für die heißen Sommermonate entwickelt, die obendrein auch noch Windschutz für die Gebäude bei Sturm in der Regenzeit bieten. Der Vorteil am Mahagoni ist auch, dass er verhältnismäßig schnell wächst und natürlich ein einheimischer Baum ist.

Im Anschluss daran, pflanzten Andreas und ich noch die ersten Setzlinge für eine neue Hecke rings um den Schulgarten: Unsere Ode an den Addo Elephant National Park, denn wir pflanzten Speckbaum. Speckbaum wächst sehr schnell, ist sehr einfach zu vervielfältigen (man bricht buchstäblich nur einen Ast ab und steckt ihn in den Boden), schmeckt sehr lecker (ein bisschen zitronig), braucht kaum Wasser und bindet zusätzlich 10 Mal so viel CO2 als die gleiche Fläche tropischer Regenwald! Auch sorgt Speckbaum für eine bessere Qualität des Bodens und somit auch wieder positiv für den Gemüsegarten.

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