Addo Elephant National Park

Safari-Oase am Ende der Garden Route

Warum war ich jetzt überhaupt in Südafrika? Ich arbeitete ein halbes Jahr als Duty Managerin in einer 5-Sterne-Lodge im Addo Elephant National Park – also mitten im Busch. Das klingt erstmal alles ziemlich nett. Sobald ich all meine Gedanken und Eindrücke sortiert habe, werde ich vielleicht versuchen sie hier in Worte zu fassen und eine noch persönlichere Insight-Kategorie hochladen – aber auch nur vielleicht 🙂

(Kurze Erklärung zu dem Foto mit dem Löwen: Das ist Wittwarm, einer der beiden männlich Löwen des Parks. Wittwarm hatte eine Verletzung an einer seiner Pfoten, die nicht besser zu werden schien, weshalb sich der Park-Tierarzt das irgendwann genauer angucken wollte. Da wir eine gute Beziehung zu den Rangern (Unterschied Ranger vs. Guide!!) pflegen und einfach wahnsinnige Glückspilze sind, durften wir – Andreas, Ashley und ich – mitkommen. Wittwarm geht es gut, seine Verletzung verheilte von selbst und war nicht so schlimm, wie sie von Weitem aussah. Mehr dazu eventuell später.)

Mit etwa 1.640 km² ist der Addo Elephant National Park der größte Nationalpark im Ostkap und der drittgrößte Park generell in Südafrika. Von Gqeberha (früher: Port Elizabeth) aus, dem Ende der berühmten Garden Route, ist der Park in etwa einer Stunde zu erreichen.

Der 1931 zum Schutz der letzten 11 überlebenden Elefanten dieser Region, die noch nicht der Wilderei zum Opfer gefallen waren, erbaute Park ist heute ein vollständiges Big 5 Gebiet: Aus den damals 11 Elefanten sind heute über 650 geworden – eine der höchsten Elefantendichten der Welt! Im Park begegnest Du einer gesunden Population an Spitzmaulnashörnern, Kaffernbüffeln, zum aktuellen Zeitpunkt fünf wunderschönen Löwen (zwei Männchen und drei Weibchen) und mit wirklich viel Glück auch Leoparden. Allerdings muss ich Deine Hoffnung auf Leoparden direkt ein wenig drücken, denn sie sind nicht nur hervorragende Versteckspieler, sondern auch als Kap-Leoparden nur etwa halb so groß, wie die „normalen“, sehr scheu, nachtaktiv und nahezu unmöglich zu entdecken. Aber (!) ich kenne zwar nicht viele Menschen, die im Addo schon einen Leoparden gesehen haben, jedoch immerhin einen (Nick aus Oyster Bay). Vielleicht hast Du ja auch Glück.

Die Straßen im Park selbst sind sehr gut ausgebaut und instandgehalten, sodass Du Dir auch als Selbstfahrer mit einem Mietwagen oder Deinem eigenen Auto keine Sorge machen musst, Deine Kaution zu verfahren oder direkt die nächste Werkstatt anzusteuern. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt 40 km/h und eigentlich will man ja auch nicht schneller fahren, denn sonst verpasst man die Tiere, die sich hinter den Büschen verstecken. Je nachdem zu welcher Jahreszeit Du dort bist, hat der Park unterschiedliche Öffnungszeiten. Grob kann man jedoch sagen, dass der Addo von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang geöffnet hat.

Ein ganz besonderer Bewohner des Parks ist der Addo Flightless dung beetle, der einzige Mistkäfer, der nicht fliegen kann und nahezu ausschließlich im Addo vorkommt. Sehr fleißige, kleine Kerlchen, die ich stundenlang bei ihrer Arbeit beobachten könnte. Tiere und vor allem dieser kleine Freund hier haben übrigens immer „right of way“, also Vorfahrt!

Im Addo Elephant National Park in Südafrika siehst Du nur Tiere, die hier auch ursprünglich vorkamen – so wirst Du z.B. keine Giraffen oder Nilpferde sehen. Das hat folgenden (sehr guten) Grund: Die Natur hat sich einiges dabei gedacht, Flora und Fauna aneinander anzupassen. Nilpferde leben in Seen oder fließendem Gewässer, die es beide nicht in diesem Park gibt. Giraffen fressen von hohen Bäumen. Auch diese wachsen im Addo nicht und somit hätten Giraffen irgendwann wohl starke Nackenschmerzen. Die fünf verschiedenen Vegetationstypen des Parks sind: Subtropisches Dickicht (Albany Thicket), Fynbos, Halbwüstenlandschaften (Nama-Karoo), niedrig wachsende Wälder und tatsächlich Küstendünen, bzw. grasbewachsene Küstenebenen (Indian Ocean Coastal Belt) … Ja, denn zum Addo Elephant National Park gehört auch ein Stück Indischer Ozean und zusätzlich zu den Big 5 gibt es hier noch Haie und Wale – somit die Big 7.

Die Addo Elefanten sind einzigartig! Sie haben ausreichend Wasser und Nahrung, keinen Bürgerkrieg miterlebt und der Park ist so gut bewacht, dass Wilderei kein Thema ist. Die Elefanten haben also keine schlechte Erfahrung mit Menschen oder Autos gemacht und deshalb ist ihr Charakter so, wie er ursprünglich schon immer war: Sanft. So nah, wie hier, wirst Du vermutlich selten oder sogar nirgendwo sonst einem wilden, freien Elefanten kommen. (Denk bitte trotzdem immer daran, dass Du zu Besuch in ihrem Zuhause bist und respektvollen Abstand hältst, den der Elefant ausschließlich auf eigenen Wunsch verringert.)

Dieser Nationalpark ist entlang der Garden Route – meiner Meinung nach – einer der einzigen Parks (Private Game Reserves inklusive), den ich guten Gewissens empfehlen kann. Die meisten Game Reserves in Südafrika sind leider nur größere Zoos, in denen die Tiere auch oft nicht wirklich artgerecht gehalten werden, sondern nur profit-gerecht.

Was ist der Unterschied zwischen einem Nationalpark und einem Private Game Reserve?

Ein Nationalpark ist ein staatliches Schutzgebiet, welches vor nicht gewollten menschlichen Eingriffen geschützt wird, wohingegen ein Private Game Reserve ein privates Stück Land ist, auf dem der Besitzer alles ansiedeln und anpflanzen kann, was er möchte. Die Idee hinter einem staatlich geführten Nationalpark ist die Erhaltung großer, unzerstörter Naturgebiete, weshalb es im Addo z.B. auch keine Giraffen gibt. Aus eben diesem Grund werden hier auch in Zukunft keine Giraffen angesiedelt und hohe Bäume gepflanzt, sondern es wird das, was sich die Natur für dieses Stück Erde ausgedacht hat, erhalten und geschützt. Ja, es gibt auch Game Reserves, die mit gleichem Gedanken betrieben werden, aber diese sind leider rar. Sich darüber zu informieren, ist allerdings einfacher als ihr denkt – YAY! Unter folgendem Link könnt ihr den Park oder das Reserve eurer Wahl eingeben und erhaltet eine vertrauenswürdige Empfehlung: Klicke hier.

Über eine Sache musst Du Dir hier übrigens absolut keine Gedanken machen: Malaria. Der Addo Elephant National Park ist ein malariafreies Gebiet!

Im Main Camp (direkt am nördlichen Eingang des Parks) gibt es einen tollen Souvenirladen und ein leckeres Restaurant. Wer lieber eine geführte Tour durch den Park buchen möchte, kann dies ebenfalls hier tun und mit einem Guide im offenen Cruiser fahren. Wenn Du mehrere Tage für den Addo einplanst, kannst Du zum Beispiel auch am ersten Tag eine geführte Tour buchen, in der Du viele Hintergründe erfährst und Fragen stellen kannst, um dann die anderen Tage selbst zu fahren. Auch für Entspannung ist im Main Camp gesorgt: Das Indlovu (Deutsch: Elefant) Spa bietet tolle Massagen und Treatments für tolle Preise.

Ein kleiner Einblick in unseren Alltag: Dank des Herzensprojekts meines Herzensmenschen, konnten wir unseren Tag oft an einem Erdmännchen-Bau starten … wie das? Im ersten südafrikanischen Lockdown 2020 begann Andreas in enger Absprache mit den Rangern und dem Parkmanagement damit, eine Erdmännchenkolonie zu habituieren, damit die Gäste des Gorah Elephant Camp – unser Arbeitgeber – ein weiteres Highlight auf ihrer Safari erleben. Wenn keine Gäste an den Bau wollten, fuhren wir also morgens vor Sonnenaufgang im offenen Cruiser durch den Park (je nach Jahreszeit war das noch vor 5 Uhr morgens), bis wir den Bau erreichten. Dann heißt es: Auto abstellen, Sitze aufbauen, gedulden und genießen.

Auf dem Boden sitzend, umgeben von wilder Natur, guckt man dann zu, wie die ersten, verschlafenen Köpfchen neugierig mit den ersten (oder zweiten) Sonnenstrahlen des Tages aus dem Boden gucken und ihre alltägliche Morgenroutine beginnen. Nach 20 Minuten bis 3 Stunden ziehen sie dann los auf Futtersuche, sind den ganzen Tag unterwegs und wir fahren wieder nach Hause oder zum Arbeiten.

Wie herrlich meditativ es ist, seinen Tag so zu beginnen, kann ich kaum in Worte fassen. Während ich so dasitze, geerdet auf afrikanischem Boden – mal frierend mit Mütze, zwei Jacken und Decke, mal schwitzend in kurzer Hose – laufen Kuhantilopen, Schakale, Elefanten, Spitzmaulnashörner, Hyänen, Zebras, Fuchsmangusten oder Büffel um mich herum – mal mit mehr und mal mit weniger Abstand. Manche beachten mich, andere ignorieren mich vollkommen. Ich beobachte Vögel, Käfer und Insekten. Ich lerne, sauge auf und bin einfach nur dankbar hier zu sitzen und zu sein.

Die beste Reisezeit für eine Safari im Addo Elephant National Park?

Vermutlich die trockenere Zeit im südafrikanischen Winter von Mai bis September, wenn das Wasser knapp ist und sich die Tiere an den Wasserlöchern versammeln. Da die Niederschläge im Park aber relativ gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt sind, würde ich mich aber gar nicht so genau auf eine beste Reisezeit festlegen. In den südafrikanischen Wintermonaten kann es nachts und morgens sehr kalt werden und sogar Frost sind keine Seltenheit, aber dafür wird es in den Monaten Dezember bis März auch gerne mal heißer als 40 Grad. Mach‘ Deinen Besuch im Park am besten nicht an einem Monat fest – ich hatte zu jeder Jahreszeit grandiose Tiersichtungen oder eben auch mal tagelang keine. In der Natur ist alles auch immer eine Frage des Timings 🙂

Tipp für euren Besuch: Der Nanaga Farmstall

1969 verkaufte Lynn noch Gemüse aus dem Kofferraum ihres kleinen Autos, heute leitet sie ein kleines Imperium: den Nanaga Farmstall. Lynn und ihre älteste Tochter schaffen heute zahlreiche Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung und unterstützen sowohl Bauern als auch Künstler in der Umgebung, in dem sie ihnen eine Verkaufsplattform und direkten Kundenkontakt bieten. Der Hofladen befindet sich an der Kreuzung N2/R72/N10 und ist eine gute Gelegenheit, vor oder nach Parkeintritt zu Mittag zu essen und Snacks einzukaufen. Die herzhaften Kuchen und Roosterkoek (eine Art gefülltes Brötchen, das auf dem Grill zubereitet wird) sind Weltklasse! Und wie ihr Slogan schon sagt: Happiness is homemade („Glück ist haus-/selbstgemacht“).

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