
Allgemein: Namibia
Eine Reise in mein schönstes Land der Welt
… aber ich bin auch voreingenommen. Warum? Das liest Du am besten hier.
Namibia beheimatet etwa 2,2 Mio Menschen. Das sind deutlich weniger Einwohner als Berlin hat und das auf einer Gesamtfläche von knapp 830.000 km², also etwa zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland. Mit einer Bevölkerungsdichte von 2,82 Einwohnern pro km² ist Namibia das am dünn besiedelste Land der Welt – nach der Mongolei.
Bis zu zwölf verschiedene Völker und Kulturen sind in Namibia einheimisch. Manche schon seit Anbeginn ihrer Ethnogenese, andere wiederum haben sich erst mit der Zeit angesiedelt. Die größte Bevölkerungsgruppe, mit etwa 50% Anteil an der Gesamtbevölkerung, sind die Ovambo, die ursprünglich aus dem nördlichen Teil des Landes stammen. Die anderen 50% bestehen aus Damara, Herero, Himba, Caprivier, San, Nama, Kavango, Coloureds, Rehoboter Baster und die weiße Bevölkerung – bestehend aus hauptsächlich Deutschen, die allerdings nur 6% der Gesamtbevölkerung ausmachen.
Von 1884 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1915) hieß Namibia Deutsch-Südwestafrika und litt unter den deutschen Kolonialherrschern. So sind die deutschen Kolonialherren unter anderem für den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts (an den Herero und Nama) verantwortlich. Weitere 70 Jahre musste sich Namibia als UN-Territorium durchschlagen, bis es 1990 endlich durch starken internationalen Druck seine Unabhängigkeit von Südafrika und seinen heutigen Namen erlangte. Bis heute haben viele Straßen deutsche Namen, es gibt ein Oktoberfest, Karneval und auch die Essiggurken aus Thüringen kann man im Spar um die Ecke einkaufen. Bisschen verrückt, aber man gewöhnt sich doch recht schnell daran – schließlich fühlt es sich irgendwie an wie Zuhause. In Windhoek und Swakopmund zumindest. Reist man noch weiter in den Norden oder in den Süden des Landes, ist es auch ganz schnell vorbei mit Schwarzwälderkirschtorte und Birkenstocks. Windhoek ist nicht nur die Hauptstadt des Landes, sondern auch die Größte. Rundu, im Norden des Landes an der Grenze zu Angola, ist die zweitgrößte Stadt Namibias.
Leider würde es den Rahmen sprengen, an dieser oder einer andere Stelle in meinem Blog ausführlicher über die Deutsche Kolonialzeit zu schreiben. Beschäftigt man sich intensiver mit der deutschen Vergangenheit des Landes, wird schnell klar, dass Namibia viele und gute Argumente dafür hat, sich seiner geschichtlichen Vergangenheit zu stellen und die nationale Identität zu stärken. So erhalten nun die nach deutschen Berühmtheiten oder Feldherren der Kolonialzeit benannten Straßen, Schild für Schild ein neues Leben und werden in historische Größen aus Afrika und vor allem natürlich aus Namibia umgetauft. Denn ein „Vater des Kolonialismus“, der für Leid, Mord und Zerstörung verantwortlich ist, verdient nun wirklich keine eigene Straße. Ich bitte euch aber, bis spätestens vor eurer Einreise nach Namibia ausreichend über die Deutschen Kolonien und Genozide zu lesen und euer eigenes Bewusstsein dieser Epoche gegenüber zu schärfen. Ja, Namibia hat wunderschöne Gebäude aus der Kolonialzeit, ja, in Namibia sprechen sehr viele Menschen fließend Deutsch und ja, in Namibia kann man sehr viele deutsche Produkte kaufen, aber ja, man sollte sich auch bewusst sein, warum.
Aktuell belegt Namibia Platz 130 von 189 Staaten weltweit im Human Development Index. Seit der Unabhängigkeit (21.03.1990) hat das Land große Fortschritte gemacht, um die Armut zu bekämpfen, jedoch sind in kaum einem Land der Welt Reichtum und Armut so ungleich verteilt wie hier.
- Fragile States Index (Stabilität des Landes): 64,3/120 ≙ Warnung
- Demokratieindex: 6,52/10 ≙ unvollständige Demokratie
- Freedom in the World Index: 77/100 ≙ frei
- Rangliste Pressefreiheit: 81,8/100 ≙ zufriedenstellende Lage für die Pressefreiheit
- Korruptionswahrnehmungsindex: 49/100 ≙ korrupt
Die Währung in Namibia ist der Namibia-Dollar (NAD), allerdings kann auch überall mit südafrikanischen Rand (ZAR) bezahlt werden und sogar die Geldautomaten spucken öfter mal Rand aus – das ist völlig normal.
Offizielle Amtssprache ist Englisch, aber – wie bereits erwähnt – ist Deutsch weit verbreitet. Daneben werden noch Sprachen wie Afrikaans, Oshivambo, Otjiherero, Khoekhoegowab und viele weitere lokale Dialekte und Sprachen gesprochen. Insgesamt eben so viele wie Völker – 12!
Namibia ist in der deutschen Winterzeit zeitlich eine Stunde vor Deutschland und in der deutschen Sommerzeit in der gleichen Zeitzone (UTC + 2).
Wann ist die beste Reisezeit für Namibia?
Einfache Antwort: Immer! Es kommt ganz drauf an, worauf Dein Fokus liegt. Der Etosha kann sowohl in der Trocken- als auch in der Regenzeit wunderschön sein (wobei ich im Falle Namibias eher vom örtlichen „Sommer“ und „Winter“ sprechen würde, denn die Regenzeit ist mit durchschnittlich 250 mm Regen im Jahr nur 1/4 von Deutschlands Niederschlag auf der 2,5-fachen Fläche). Wenn Du unbedingt mit dem (Dach-)Zelt durch’s Land fahren möchtest, empfehle ich auf jeden Fall den namibischen Sommer, denn in den europäischen Sommermonaten klettert die Temperatur in Namibia nachts auch gerne mal um den Gefrierpunkt runter. In Lodges und Hotels ist das Ganze kein Problem, denn diese sind mit Bett-Wärmflaschen und Heizungen ausgestattet.
Selber fahren in Namibia – geht das?
Ganz klar: Ja. Wenn nicht hier, dann nirgendwo sonst in Afrika. Namibia gewann dieses Jahr das vierte oder fünfte Mal in Folge einen Preis für die besten Straßen in ganz Afrika und das kann ich so nur bestätigen. Selbst auf unbefestigten Straßen kann man oft die zulässige Geschwindigkeit fahren – aber bitte nur so lange man sich dabei auch sicher fühlt. Wo Teerstraßen sinnvoll sind, sind sie in Namibia ziemlich Schlagloch-frei.
Nicht im ganzen Land ist es sinnvoll Straßen zu teeren: Starke Regenfälle, extreme Trockenheit und andere Umweltfaktoren sorgen dafür, dass es oft besser ist, eine Straße nur zu sanden. Diese ist dann wieder ganz einfach mit einem Planierwagen reparierbar.
Wichtigste Regeln für das Autofahren in Namibia:
- In Namibia herrscht Linksverkehr! In Städten fährst Du einfach den anderen Autos hinterher, merkst Dir, dass ein Hindernis immer zu Deiner Rechten sein muss (bspw. eine Verkehrsinsel) und fährst lieber einmal langsamer.
- Auf Sandstraßen ist Vorsicht geboten – vor allem, wenn jemand vor Dir fährt und eine Staubwolke hinter sich herzieht. Am besten so viel Abstand halten, dass Du wieder freie Sicht hast und keine Wildtiere übersiehst!
- Fahre auch tagsüber mit Licht. Warum, wirst Du spätestens merken, wenn Du durch eine Staubwolke fährst oder über vor Hitze flimmernden Teerstraßen.
- Achte auf den richtigen Reifendruck, um Reifen und Tank zu schonen. Als grobe Faustregel kannst Du Dir merken: 2,2-2,4 bar für Teerstraßen, 1,8-2,0 bar für Sandstraßen und für weichen Sand 1,0-1,4 bar.
- Nach Möglichkeit nicht im Dunkeln fahren.
Touristenvisum vor Ort verlängern
Offiziell darf man zwar 90 Tage pro Jahr (ob das für 12 Monate gilt oder ein Kalenderjahr, weiß irgendwie niemand so genau) als Tourist in Namibia bleiben, allerdings erhält man bei Einreise meistens nur ein Visum für 30 Tage.
Du willst länger als 30 und kürzer als 90 Tage in Namibia bleiben? Dann zeig bei der Einreise direkt Dein Flugticket vor. So erhältst Du ein passendes Visum und musst es vor Ort nicht noch verlängern.
Du wusstest bei Einreise noch nicht, dass Du länger bleiben willst? Fast kein Problem:
Um das Touristenvisum zu verlängern, sollte man sich so früh wie möglich beim Ministry of Home Affairs and Immigration (Windhoek) in die Schlange stellen. Sie öffnen um 08:00 Uhr morgens. Weil sich die meisten aber anscheinend schon ab 06:00 Uhr anstellen, ist die Schlange um 07:45 Uhr schon wirklich lang. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 08:00 – 13:00 und 14:00 – 17:00 Uhr. Jedoch nicht am letzten Tag des Monats! Da haben sie nur bis 11:00 Uhr geöffnet.
Für den Verlängerungsantrag innerhalb der 90 Tage benötigt ihr lediglich euren Pass und euer ausgedrucktes Rückflugticket. Für das neue Visum zahlt man 80N$, welche ich immer empfehle in bar mitzubringen. Man kann zwar auch mit Karte zahlen, aber eben nur, wenn Strom und WLAN das auch wollen. Die Quittung hierfür wird Dir ausgehändigt – behalte sie direkt in der Hand, denn diese musst Du mit Deinem Pass zusammen abgeben und einreichen. Das entsprechende Antragsformular kann man entweder vorab online herunterladen und ausgefüllt mitbringen oder man nimmt sich eins vor Ort und nutzt das stundenlange Anstehen, um es auszufüllen – denkt dran, einen Stift mitzunehmen.
Es gibt drei verschiedene Schlangen, an denen man sich anstellen kann. Das nur in geschriebenen Worten zu erklären, könnte verwirrend werden (es ist die Mittlere), also fragt vor Ort einfach schnell nach, bevor Du Dich stundenlang an der Falschen anstellst und die Öffnungszeiten verpasst.
Eventuell geht es zu COVID-Zeiten anders zu als sonst, aber nach meiner Erfahrung steht man draußen zunächst sehr lange an (morgens ist es schattig, also ein guter Zeitpunkt für langes Warten), denn in das Gebäude dürfen nur eine begrenzte Anzahl an Menschen. Dies wird vor der Tür auch streng kontrolliert. Für das Touristenvisum nimmt man den Schalter geradeaus, ganz rechts, oben auf der Empore. Dort legst Du Deinen Pass, das ausgefüllte Formular, die Quittung über die bezahlten 80N$ und Dein ausgedrucktes Rückflugticket auf den Tresen. Eine Unterschrift und ein paar Stempel später heißt es dann, dass man in zwei Tagen seinen Pass abholen darf. Zwei Tage später dann ein ähnliches Prozedere: Früh morgens an der Schlange anstellen, warten bis man rein darf, innen zum gleichen Schalter wie schon zwei Tage zuvor, hoffen, dass der Pass gefunden wird (kann auch mal länger dauern – nur die Hoffnung nicht verlieren), zurück zum Cashier, 500N$ „success fee“ bezahlen, mit der Quittung zurück zum Schalter und glücklich das Ministry verlassen. Innerhalb der ersten 90 Tage wird im Regelfall jede Verlängerung genehmigt.
Side Note: Für den Behördengang gibt es seit Neustem eine Kleiderverordnung! Lange Hosen/Kleider/Röcke und geschlossene Schuhe sind Pflicht. Andernfalls wird man wieder nach Hause geschickt und darf nicht eintreten.
Geld abheben
In ganz Namibia gibt es ausreichend Geldautomaten und man kann sogut wie überall auch mit Karte bezahlen. Meistens kann man jedoch nur 2.000 – 2.500 NAD pro Automat abheben, weil einfach nicht so viel Bargeld in den Automaten ist, bzw. Deine deutsche Bank nicht mehr zulässt. Außerdem solltest Du beachten, dass die Montage vor langen Feiertagen oder der erste Werktag des Monats lange Menschenschlangen vor Geldautomaten bedeuten und diese auch schon oft leer sind, denn es ist Zahltag! Hebe Bargeld also lieber vorher oder ein bis zwei Tage später ab.

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