Drakensberge

Tolkiens Nebelberge – ein magisches Wunderland in phänomenaler Kulisse

Ja, tatsächlich fand J.R.R. Tolkien hier in der südafrikanischen Bergektte seine Inspiration für einen ganz besonderen Teil Mittelerdes. Ab dem Moment, in dem man zum ersten Mal in diesem atemberaubend schönen Teil der Erde steht, versteht man auch warum …

Über eine Gesamtlänge von ca. 1.000 Kilometern erstreckt sich das höchste Gebirge im gesamten südlichen Afrika durch die beiden Länder Südafrika und das Königreich Lesotho und sind so beeindruckend, dass sie in beiden Ländern eigene Namen haben:

  • uKhahlamba in der südafrikanischen Sprache Zulu, was so viel bedeutet wie “Barriere aus Speeren”
  • Drakensberge in der südafrikanischen Sprache Afrikaans, was so viel bedeutet wie „Drachenberge“
  • Maloti auf Sesotho in Lesotho, was – weniger spektakulär – so viel bedeutet wie „Gebirge“

Wenn man bedenkt, dass der höchste Teil der Drakensberge in Lesotho liegt und das Königreich hauptsächlich durch dessen Sandstein- und Granitformationen geprägt wird, ein wirklich unscheinbarer Name. Mit 3.482 Meter ist der Thababa Ntlenyana in Lesotho der höchste Berg der Drakensberge. In Südafrika ist der höchste Berg Mafadi – und damit auch die mächstigste Erhebung des gesamten Landes – etwa 3.450 Meter hoch.

Die Drakensberge liegen in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal und entstanden vor etwa 180 Millionen Jahren im Zeitalter des Jura durch damals auf der Südhalbkugel weit verbreitete vulkanische Aktivitäten. Archäologen schätzen, dass sich in dieser Gebirgskette mehr als 35.000 Felsmalereien befinden, die Szenen aus dem Alltag und Leben der San über einen Zeitraum von 4.000 Jahren abbilden. Spätere Zeichnungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert gehen auf die Bantu-Völker zurück. Diese ungewöhnlich hohe Dichte an Felsenkunst sowie die natürliche Schönheit und Komposition der vielfältigen Flora und Fauna machen diese Region zurecht zu einem UNESCO-Weltkulturerbe.

Im südlichen Teil der Gebirgskette führt der Sani Pass als höchster Gebirgspass Südafrikas und zugleich einzige Straßenverbindung von KwaZulu-Natal hinauf zum „Dach Südafrikas“ und ins Bergkönigreich Lesotho. Der 2.873 Meter hohe Pass ist ab dem südafrikanischen Grenzposten aussschließlich mit einem Allrad-Fahrzeug befahrbar und ich rate dringendst davon ab, mit einem „normalen“ Auto den Versuch zu starten – das könnte schnell tödlich enden. Der höchste Gebirgspass Südafrikas ist zeitgleich nämlich auch der drittsteilste Pass der Welt: 33 Kilometer lang und von Start bis Ende mit einen Höhenunterschied von etwa 1.313 Meter.

Unabhängig von Deinen Fahrkünsten empfehle ich ohnehin für den Sani Pass einen Guide mit eigenem Auto zu buchen. Schreibt mich gerne an, wenn ich jemanden empfehlen darf! Von Underberg aus startet dieser Tagesausflug: Unser Guide hatte nicht nur enormes lokales Wissen (vor über 65 Jahren geboren und aufgewachsen in Underberg) und Sprachkenntnisse in Zulu und Sesotho, sondern eine ähnliche Liebe und Leidenschaft für die Natur und ihre großen und kleinen Bewohner, wie wir. Es passte also gegenseitig wie die Faust auf’s Auge. Wir lernten, lachten und aßen viel und ich bin sehr dankbar für diese fachkundige Begleitung.

Straßentechnisch hatten wir wirklich Glück, denn der Pass wurde erst drei Monate vor unserer Reise instand gesetzt. Und trotzdem: Ohne Allrad, keine Chance! Offiziell sind ab dem südafrikanischen Grenzposten auch nur noch Geländewagen zugelassen.

Auf den 33 Kilometern nach Lesotho passierten wir den wohl freundlichsten Grenzposten, den ich jemals im südlichen Afrika passierte. Ich hoffe, ihr habt die gleichen Grenzbeamten, wie wir! Denk dran, dass Du je nach Pass ein südafrikanisches Visum mit mehrfacher Einreise und eventuell ein Visum für Lesotho benötigst, wenn Du den Sani Pass befährst. Schließlich ist das hier eine offizielle Landesgrenze. Mit dem deutschen Pass ist das allerdings ganz unkompliziert: Da Du ohnehin nur einen Stempel an der südafrikanischen Grenze bei Einreise erhälst, kommt hier ein Ausreisestempel dazu, dann der von Lesotho und das ganze wieder Retour. Der Grenzposten hat nach eigenen Angaben jeden Tag von 08:00 – 16:00 Uhr geöffnet.

Übrigens ist Schnee im Winter in den Drakensbergen keine Seltenheit. Aber auch im Frühling (wir waren im November hier) kann es auf fast 3.500 Metern sehr windig und kalt werden. Pack eine Jacke, Mütze und Schal ein – besser haben als brauchen.

Mehr zum Sani Pass und auch zu dem höchsten Pub Afrikas findet ihr in meinem Blogpost über Lesotho.

Der südliche Teil der KwaZulu-Natal-Drakensberge ist touristisch ansonsten weniger erschlossen. Aufgrund der teilweise selten gewordenen Tierarten und unfassbar schönen Landschaft, ist dieser Teil allerdings nicht weniger touristisch interessant. Und aufgrund seiner Ruhe und Abgeschiedenheit vielleicht sogar umso interessanter.

Unsere Unterkunft liegt direkt am Fuße des 3.377 Meter hohen Berges Champagne Castle. Das rund 35.000 Hektar große Naturschutzgebiet Giant’s Castle Game Reserve ist durch Wanderwege gut erschlossen – nicht immer gut ausgeschildert, jedoch gut erschlossen. Von unserem Hotel aus lassen sich berühmte Trails wie die Sphinx oder der Sunset Trail direkt erwandern. Umgeben von dem markanten Cathkin Peak (3.181 Meter; Zulu: Mdedelelo, Deutsch: Gib ihm Raum), dem Monk’s Cowl (3.234 Meter), dem bereits erwähnten Thabana Ntlenyana und dem Matterhorn der Drakensberge: Giant’s Castle (1995 Meter) wachen wir jeden Morgen auf …

Bei Wanderungen in den Drakensbergen ist vor allem wichtig:

  1. Respektiere die Natur und ihre Einwohner: Du bist nur Gast in ihrem Zuhause!
  2. Behalte das Wetter im Blick und vertraue auf die Erfahrung der Locals: Wie überall in den Bergen, kann sich das Wetter auch hier schlagartig ändern und lebensbedrohliche Situationen auslösen.
  3. Packe genug Essen und Trinken ein: Wege dauern manchmal länger als geplant (nicht zuletzt, weil Beschilderungen fehlen) und Du weißt nie, ob Du unterwegs jemand anderem aushelfen kannst.
  4. Lade Deine Akkus: Handy und Kamera! Dein Handy brauchst Du unter Umständen, um Dich zu orientieren und Deine Kamera … naja … Du wirst schon sehen 😉
  5. Wenn Du hast: Nimm einen Kompass mit oder lade Dir eine Kompass-App runter.
  6. Melde Dich vor Wanderungen immer in Deiner Unterkunft ab, sage ihnen, welchen Weg Du wandern wirst (halte Dich auch bitte daran) und melde Dich nach Rückkehr zurück: Solltest Du einmal nicht in der üblichen Zeit zurück sein, ist es einfacher, Dich zu finden und Hilfe zu schicken.
  7. Genieße es!

Ich träumte schon lange davon, in den Drakensbergen zu wandern. Meine Erwartungen haben sich über all die Jahre natürlich multipliziert und wurden trotzdem noch weit übertroffen. Diese Landschaft und Vielfalt ist nicht nur spektakulär, sondern einfach zauberhaft schön. I’ll be back …

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