Reiseführer: Edinburgh

Ich liebe Städtereisen: Über ein langes Wochenende raus aus dem Alltag und in eine neue Welt eintauchen. Neue Eindrücke sammeln und sich den Kopf frei pusten lassen – das windige Edinburgh ist prädestiniert dafür! So beschloss ich, relativ spontan, über die Feiertage Anfang Oktober vier Tage Schottland zu buchen. Eine Reise nach Schottland zu buchen ist relativ unkompliziert und simpel. Die Flüge waren fix gebucht, das Airbnb bestätigt und die Vorfreude groß. Auch wenn das Land mit seinen 250 Regentagen im Jahr auf den ersten Blick und von Weitem nicht sehr einladend wirkt …

Warum ich mich für Schottland entschieden habe? Meine Familie väterlicherseits hat schottische Wurzeln und obwohl man nicht mehr genau nachvollziehen kann, welcher Stadt genau sie entspringen, war ich schon immer sehr neugierig auf das Land meiner Vorfahren, die damals als Flüchtlinge in Deutschland Schutz suchten – und fanden.

So beschloss ich, Schottland nicht als Tourist kennen zu lernen, sondern noch echter und emotionaler als es mir ein Reiseführer jemals zeigen könnte. Ich kaufte mir lediglich eine Stadtkarte von Edinburgh und fragte vor Ort, angefangen bei meiner lieben Airbnb-Hostess Gill, Menschen nach ihren Lieblingsorten der Stadt und Umgebung. Dort angekommen, kam ich mit anderen ins Gespräch, die ich wiederum nach ihrem Lieblingsort fragte. Die Lieblingsorte durften alles sein: eine Bank, auf der Jelena ihren Verlobten zum ersten Mal sah, als ihr der Kaffeebecher umfiel und er ihr Taschentücher anbot; ein Restaurant, das laut Albanam das beste Haggis der Stadt zubereitet; der Park, in dem Esmé jeden Morgen joggen geht, bevor sie zur Arbeit fährt; das kleine Café um die Ecke, in dem Ginas beste Freundin arbeitet, um sich ihr Studium zu finanzieren; der Berg, von dem aus man, laut Donald, den schönsten Blick über die Stadt hat … einfach jeder Ort, der glücklich macht.

In diesem Blog Post erzähle ich euch von meinen Top 9 Lieblingsorten in Edinburgh, die ich aus den unzähligen Lieblingsorten derer ausgewählt habe, die mir Edinburgh zu einer ganz besonderen Reise machten.

9. Scottish Parliament und die vielen Museen

Das Schöne in Schottland – verglichen mit Großbritannien – ist, dass der Eintritt in alle Museen (und hiervon gibt es einige) und auch in das Scottish Parliament kostenlos ist. So kann man überall reinschnuppern und wo man sich wohl fühlt, länger verweilen. Da fast alle Museen durch private Hand geführt werden, kann man jedoch am Ausgang einen freiwilligen Betrag in beliebiger Höhe spenden. Lediglich am Eingang zum Scottish Parliament wird man einer kleinen Personenkontrolle unterzogen – selbstverständlich. Das Gebäude ist wirklich schön, modern und es enthält ein großes, hübsch aufbereitetes Informationszentrum über das Parlament, seine Geschichte, Politik und Wahlen.

8. Dunbar’s Close Garden

Den Namen trägt der kleine Garten Dank der Straße, die von der Royal Mile abzweigt, zu ihm führt und im 17. Jahrhundert an das Grundstück des Anwalts David Dunbar grenzte (close bedeutet so viel wie Hausdurchfahrt). Er besteht aus mehreren Terrassen und verschieden angelegten Beeten, die zum stundenlangen Verweilen einladen. Zu meinem Glück regnete es nicht und ich hatte wie immer ein Buch dabei (YAY!). In ganz Edinburgh fühlt man sich in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurückversetzt. Zwischen all den alten Mauerwerken und engen Gassen, hat man das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben.

7. Calton Hill + Calton Public Park

Die kleine Wanderung der steilen Calton Hill Street lohnt sich auf alle Fälle (von der anderen Seite kann man auch mit einem Linienbus hoch fahren): ein grüner öffentlicher Park umringt die vielen Postkarten-Monumente und das Dugald Steward Monument bietet einen tollen Blick über die gesamte Stadt.

6. Pubs und Cafés

Edinburgh sprüht nur so vor bunten, thematisch unterschiedlichen Pubs und Cafés. Meine beiden Lieblingscafés waren das Treacle, das die leckersten (und größten) alkoholfreien Cocktails zaubert, die man sich vorstellen kann und das Circus, in dem ich den besten Kaffee des Vereinigten Königreichs trinken durfte (Nachtrag: Leider musste ich erfahren, dass es geschlossen wurde.).

5. Haggis

„Wow“, denkt ihr euch sicherlich,“Wie kann man Haggis auf Platz 5 stellen?! Sind das nicht Tierinnereien in einem Schafsmagen?“ Jup. Haggis besteht aus Schafsmagen, der mit Herz, Leber, Lunge und Nierenfett gefüllt wird. Okay. Das so ausgeschrieben zu sehen, klingt wirklich eklig. Aber – gut gemacht – schmeckt es einfach wie Hackbraten (aus Schaf allerdings). Zugegeben: Ich könnte es nicht jeden Tag essen, was aber allein der Vorstellung geschuldet ist, dass es Schafsinnereien sind. Den besten gibt es, meiner Meinung nach, im Angels with Bagpipes.

4. Deep Fried Mars Bars

Kennt ihr die Folge aus der Serie King of Queens, in der Doug dieses Restaurant findet, in dem man alles frittieren kann – auch Mars-Riegel? Diese Folge ist etwa … puh … 15 Jahre alt. Seit dieser Ausstrahlung möchte ich unbedingt wissen, wie frittierter Mars-Riegel schmeckt und in Schottland wurde mein Traum endlich wahr! Wie er schmeckt? Meine über 15 Jahre angesammelten Erwartungen wurden nicht enttäuscht 🙂

3. Rätselabende, Table Top Cafés und Quiznights

In Edinburgh kann einem nicht langweilig werden, erstrecht nicht, wenn man ein kleiner Nerd ist. Fast jeder Pub bietet an mindestens einem Abend der Woche Quiznights oder andere Rätselabende an. Einfach dazu setzen, mitmachen und neue Leute kennenlernen. Wer abends nichts mehr raus möchte, hat auch tagsüber die Chance, sich an einen der vielen Tische eines der zahlreichen Table Top Cafés zu setzen und allerlei Brett- und Kartenspiele mit anderen Menschen zu spielen – aber Achtung, das kann süchtig machen!

2. Arthur’s Seat + Holyrood Park

Mit einer Höhe von 251 m ist Arthur’s Seat der Hausberg Edinburghs und Teil des Holyrood Parks. Fast einen ganzen Tag lang bin ich hier spazieren gegangen und habe diese tolle Landschaft und den Blick von oben mit seiner unendlichen Ruhe auf mich wirken lassen. Dieses idyllische Fleckchen Erde zählt weltweit zu meinen absoluten Lieblingsorten. Selten strahlt ein Ort so viel Ruhe aus, die man mit jedem Atemzug inhalieren möchte.

1. Greyfriars Kirkyard + Greyfriars Kirk ( + The Elephant House)

Naja. Was soll ich sagen?! Ich liebe Joanne K. Rowling und die Harry Potter Bücher. Das Elephant House ist das Café, in dem sich J. K. Rowling jeden Morgen mit ihrem (damals noch) Baby einen Kaffee bestellte, um den ganzen Tag dort am Fenster zu sitzen, ihre Bücher zu schreiben und Heizkosten zu sparen, die sie sich nicht leisten konnte. Ja, natürlich musste ich mir dort einen Kaffee bestellen und am Fenster den Blick auf das Schloss genießen. Anschließend machte ich mich auf den von dort aus kurzen Weg zum Greyfriars Kirkyard. Auch J. K. Rowling tat das. Zumindest oft genug, um sich von den hier Ruhenden Inspiration für die Namen vieler Protagonisten zu holen. Ich war erstaunt und erfreut zugleich, wie untouristisch doch alles ist – schließlich handelt es sich hier auch um einen Friedhof. Auf meinem Weg nach draußen lernte ich den 75-jährigen Donald kennen, der mich herzlich zu einem keltischen Gottesdienst in der Greyfriars Kirk einlud. Hier fühlte ich mich augenblicklich in einen Dan Brown Roman versetzt … Nach dem Gottesdienst sprachen wir lange über die keltische Geschichte und deren Traditionen und wie sie leider langsam auszusterben drohen. Diese Begegnung ist bis heute tief in meinem Herzen verankert (Donald war es auch, der mir die Wanderung zu Arthur’s Seat empfahl).

(Donald, if you ever read this: Thank you so much for your time and for sharing all your thoughts and love!)

Danke, Schottland, dass Du ein Teil von mir bist.

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