Island

So weit ich zurück denken kann, will ich Nordlichter sehen! Dieses grün-blaue Farbspiel in einer eisklaren Nacht, eingemummelt in eine dicke Jacke, den Schal bis zu den Augen hoch gezogen und eine heiße Tasse Tee in der Hand … also beschloss ich Ende 2015 eine Reise nach Island zu buchen. Da mein Fernweh zum damaligen Zeitpunkt wohl auch meinen besten Freund, Andi, ansteckte, beschloss er, mitzukommen. Juhuuu! Buddy-Vacation! Und so buchten wir Flüge für März 2016 – ja, das war die Zeit, in der noch fast niemand Island auf dem Schirm hatte oder „den Isländer“ auf diversen Sportveranstaltungen machte. Da im Winter nur etwa 15% der Touristen ihren Weg nach Island finden und die EM erst im Juni statt fand, hatten wir so den größten Teil der Insel für uns und mussten ihn nicht mit tausenden Selfiesticks teilen.

Mehr als 11% der Landesfläche Islands – was übersetzt so viel wie „Eisland“ bedeutet – besteht aus Gletschern. Selten hat man deshalb einen so beeindruckenden Blick aus dem Flugzeugfenster, wie im Landeflug über Island. So beeindruckend, dass ich vergaß, ein Foto zu machen. Sorry!

Etwa zwei Drittel von Islands 320.000 Einwohnern (zum Vergleich: Stuttgart alleine hat doppelt so viele Einwohner) leben in Reykjavík – der dampfenden Bucht. Und so heißt sie zurecht: Die gesamte Insel ist vulkanischen Ursprungs und noch heute sind etwa 50 Vulkane von ihnen aktiv. Der heiße Dampf, der in Islands Erde brodelt, sorgt unter anderem dafür, dass in Reykjavík die Bürgersteige im Winter nahezu schneefrei sind. Die restlichen etwa 110.000 Einwohner leben an Islands Küsten verstreut, weil sogar ihnen das Landesinnere zu unlebsam ist. Der Isländer an sich ist ein unglaublich humorvoller Mensch, der sich auch gerne selber auf den Arm nimmt. Unter anderem wird jedes Jahr die Dame mit den rotesten Haaren der gesamten Insel gekürt. Ja, ich hatte die Ehre, die Titelträgerin 2016 kennenzulernen. Und ja, ihre Haare waren sehr rot. Alkohol am Steuer wird hier im Übrigen absolut gar nicht tolertiert und mit sehr hohen Geldstafen geahndet. Allerdings darf man bis zu einem bestimmten Promillewert reiten. Auf Pferden. Naja … kleinen Pferden. Da das Pferd von Natur aus ein Fluchttier ist, wird es niemals gegen einen Baum reiten oder auf ein Auto, außerdem ist der Isländer davon überzeugt, dass das eigene Pferd stets eigenständig nach Hause finden wird. Wie eine Brieftaube sozusagen. Auch hier gibt es jährliche Wettbewerbe, die daraus bestehen, herauszufinden, wer betrunken am schnellsten eine abgesteckte Strecke mit Hindernisparcours überwindet. Ohne vom Pferd zu fallen, versteht sich. Echte Wikinger eben! Arrr.

Was brauchen echte Wikinger noch? Werkzeug, richtig. Deshalb ziert Reykjavík auch ein überdimensional großes Bauhaus – also unser deutsches Bauhaus. Denn die echten Handwerker trauen nur echter, deutscher Handwerksqualität und so kauft jeder Isländer ausschließlich hier ein. Eine Konkurrenz hat das Bauhaus auch nicht mehr. Ähnlich wie Subway. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es eine Kirche und einen Subway. Eine Kirche steht deshalb an jeder zweiten Ecke, weil es früher einmal ein Gesetz gab, nachdem Höfe, auf denen eine Kirche steht, keine Steuern entrichten mussten. Nicht etwa, weil die Isländer sonderlich religiös sind. Nunja … und einen Subway gibt es überall, weil die Isländer eben Geschmack haben und alle anderen Fast Food Ketten erfolgreich der Insel verdrängten (der letzte – von drei – McDonalds musste 2009 endgültig schließen).

Wenn man den Luftweg wählt, landet man in Keflavík und kann ganz entspannt für ein paar Isländische Kronen mit dem Bus in die Innenstadt von Reykjavík fahren. (Hinweis: Fliegt ihr mit WOW-Air, achtet auf das Gewicht eures Handgepäcks. Auf all meinen unzähligen Flügen wurde dort zum ersten Mal mein Handgepäck gewogen und ich musste ca. 45€ Übergewicht für knapp 1.5 kg zahlen.) Am Gepäckband begrüßt uns ein überdimensional großes Banner, das uns erklärt, dass Island bereits mit über 75% erneuerbaren Energien arbeitet – wow! Auch das Schilderlesen amüsiert uns. Unser Lieblingswort seit jeher ist Snyrtingar, was eigentlich übersetzt nur „Toilette“ bedeutet. Wikingerianisch ausgesprochen (SNYRTINGAAAAAARRRRR!) könnte es aber auch genauso gut ein gällender Schlachtruf sein.

Unser Bus bringt uns an eine Art Busbahnhof, an dem uns unser Airbnb Host Karl abholt. Ich bin ein riesig großer Fan von Airbnb, erst recht an Orten wie Island, die 1. noch nicht allzu touristisch sind und 2. im Winter kaum von öffentlichen Transportmitteln betrieben werden. So hat man nicht nur die Möglichkeit an tollen Plätzen zu wohnen, sondern auch sich von Locals ihre Welt zeigen zu lassen und wirklich in ihr Land und ihre Kultur einzutauchen. Auf dem Weg in unser neues Zuhause, fährt Karl mit uns durch die Stadt, um uns direkt die wichtigsten Anhaltspunkte zu zeigen, sodass wir abends die erste Meerluftbriese am Hafen erhaschen können.

Die Harpa in Reykjavík ist ein sehr großes Konzerthaus, das abends aufgrund von abertausenden, beleuchteten Pailletten in den schönsten Farben schimmert und leuchtet – diesen Anblick sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen! Auch auf einen abendlichen oder mittäglichen Spaziergang am Hafen sollte man nicht verzichten und es so oft wie möglich genießen, die frische, kalte Luft zu inhalieren.

Wobei allzu kalt wird es auf Island gar nicht: Die Durchschnittstemperaturen auf Island liegen bei etwa 10 Grad. Im Sommer wird es selten wärmer als 20 Grad und im Winter sinken die Temperaturen nie wirklich weit unter den Gefrierpunkt. Allerdings sollte man als Nicht-Insulaner die Auswirkungen des Winds nicht unterschätzen, der die gefühlte Temperatur oft niedriger ausfallen lässt. Ich bin nie ohne Kniestrümpfe unter der Jeans und eine wasserabweisende Snowboardjacke, die bis unter den Po geht, aus dem Haus gegangen. Das Wetter ist außerordentlich unbeständig. Während man morgens von der Sonne wach geküsst werden kann, wird man eine Stunde später (ausnahmsweise ist diese Zeitangabe wirklich keine Übertreibung) auf dem Weg in die Stadt schon von Schneestürmen verschluckt. Auch die Wetterfrösche können nie vorhersagen, was die nächste Windböe für ein Wetter über die Insel bringt und deshalb versuchen sie es erst gar nicht.

Durch Reykjavík kann man tagelang spazieren und sich an all den tollen Wandmalereien, Kunstausstellungen, wintzigen Plattenläden oder bis unter die Decke gefüllten Bücherläden erfreuen.

Islands Nationalgetränk ist Kaffee – ein weiterer Grund, warum ich dieses Land so liebe. Da das Wasser auf Island so rein und sauber ist, wie fast nirgends anders auf der Welt (man darf sich nur nicht vom Schwefelgeruch irritieren lassen), ist der Kaffee hier auch so gut, wie fast nirgends anders auf der Welt. Ein Café nach dem anderen reiht sich an den Straßen entlang und jedes steht unter einem eigenen Motto. In einem fühlt man sich wie auf einem riesen großen Flohmarkt, in einem anderen wie bei Großmutti, die die größten Kekse der Welt gebacken hat und in einem wieder anderen darf man selber DJ spielen und aus der umfangreichen Plattensammlung auflegen. Egal welches Café man besucht, in jedem gibt es sagenhaften Kaffee und leckere Snacks oder Hauptspeisen.

Bevor ich hier jetzt aber total abschweife und euch jedes noch so beeindruckende Graffiti zeige, fasse ich mich kurz und sage einfach: Island ist so viel bunter, als man es zunächst denkt! Zahlreiche Museen, Galerien oder Live-Musik-Häuser laden herzlichst zum (langen) Verweilen ein.

Doch ein Museum kann ich euch wirklich nicht vorenthalten. Zum einen, weil wir erst nicht wussten, worauf wir uns da eigentlich einlassen und zum anderen, weil es – aus biologischer Sicht – doch sehr interessant war: The Icelandic Phallological Museum. Zu Deutsch: Penismuseum. Es ist bestückt mit knapp 220 besten Stücken und wirklich keinesweg obszön (oke, so manche Sammlerstücke, die vor Ort ausgestellt sind, vermutlich schon), sondern tatsächlich wissenschaftlich.

Flaniert man weiter durch Reykjavík, kommt man unweigerlich am Tjörnin vorbei, dem großen See am Rathaus, bevölkert von etlichen Vogelarten und Kulisse zahlreicher Fotos. Ob gefrohren oder nicht, am Tjörnin lässt es sich wunderbar die Sonne genießen (sofern vorhanden) und die Enten mit Brot füttern, das die meisten Cafés vom Vortag kostenfrei zur Verfügung stellen.

Ich persönlich bin ein großer Fan davon, Städte, die man bereist, von oben zu sehen – nicht nur der Übersicht halber, sondern auch wegen der tollen Aussicht. Also machen wir uns auf den Weg zur Hallgrímskirkja, Islands zweithöchstem Gebäude und die höchste Kirche (von denen es hier, wie bereits erwähnt, etliche gibt) der Insel. Die Hallgrímskirkja wurde auf einem Hügel erbaut, damit sie mit ihren 74,5 m optisch nochmal wesentlich höher wirkt. Das Innere ist sehr minimalistisch gebaut und lenkt den Blick direkt auf die 5.275 Pfeifen schwere, vergoldete Orgel aus den 90er Jahren. Den Eingang der Kirche ziert eine Statue von Leifur Eiríksson, dem ersten Europäer, der Amerika „entdeckte“. Geht man am Eingang nun nicht geradeaus in die Kirche, sondern links in den unscheinbaren Aufzug, so erreicht man, gefolgt von wenigen Stufen, eine Art leere Rumpelkammer, die als Aussichtsdeck dient. Von hier hat man einen wirklich tollen Blick über die Stadt!

Auf keinen Fall verpassen sollte man in Reykjavík, laut The Guardian, den besten Hot Dog Europas bei Bæjarins beztu pylsur (was übersetzt im Übrigen „bester Hot Dog der Stadt“ bedeutet). Was genau darin verarbeitet wurde, konnte ich mir leider nicht merken. Nur, dass Lammfleisch auf jeden Fall einen Großteil ausmacht. Was soll ich sagen … ? Nach den ersten zwei, bestellten wir uns direkt noch einen dritten.

Da sich im Winter kaum Touristen auf die Insel im Norden verirren, gibt es auch nur wenige Möglichkeiten diverse Teile der Insel zu erkunden. Entweder mietet man sich ein Auto (Unbedingt einen Geländewagen!) oder man bucht sich Touren, bei denen man in einem gemütlichen Reisebus an sein Ziel gebracht wird. Wir haben uns für zwei Touren entschieden: Die Golden Circle Tour und die Nothern Lights Tour. Bei jeder Tour wird man entweder in der Innenstadt oder direkt in seinem Hotel abgeholt. Die Nothern Lights Tour haben wir insgesamt drei Mal gebucht (sieht man keine Nordlichter, wird man auf den nächsten Tag seiner Wahl umgebucht) und zwei Mal angetreten, da für das dritte Mal ein Sturm gemeldet und die Tour leider abgesagt wurde. Die ersten Nordlichter sahen wir aber tatsächlich schon an unserem ersten Abend auf dem Rückweg zu Karl. Die zweiten konnten wir ebenfalls abends in Karls Garten beobachten. Umso größer war die Vorfreude, als es endlich ins Outback ging, wo wir noch mehr zu sehen bekommen sollten. Zu aller erst muss man aber wissen, dass Nordlichter in echt nicht ganz so atemberaubend aussehen, wie sie auf Fotos den Anschein machen. Das hat zwei Gründe: Zum einen kann das menschliche Auge das Farbausmaß dieser Schönheit nicht (er)fassen und zum anderen sind die meisten Fotos von Nordlichtern stark nachbearbeitet. Nichtsdestotrotz sind sie ein Erlebnis, das man nie vergessen wird! Zieht euch warm an, Zwiebelprinzip, dicke Socken, Mütze, Schal, alles, was ihr dabei habt, denn das Warten kann lang und kalt werden. Habt ihr eure Kamera dabei, so unterschätzt die Temperatur und somit die Akkulaufzeit nicht! Meine beiden Akkus haben trotz Hosentasche und Körperwärme lediglich für wenige Fotos und Minuten gehalten – deshalb existiert dieses atemberaubende Schauspiel der Natur „nur“ in unserer Erinnerung.

Die Golden Circle Tour ist ein Muss! An nur einem Tag und ohne Hetze, hat man die Möglichkeit, eine Auswahl der schönsten Flecken der Insel zu sehen. Gestartet wird im Þingvellir-Nationalpark („Ebene der Volksversammlung„), dem ältesten und historischsten Ort Islands (seit 2004 UNESCO Weltkulturerbe). Im Mittelalter tagte hier eines der ältesten Parlamente der Welt, um Gesetze zu beschließen oder ihre gerichtliche Funktion auszuüben. 1944 wurde an diesem Ort sogar die Republik Island ausgerufen. Noch heute nächtigen und speisen Staatsbesucher in einem Anwesen vor Ort. Der Nationalpark liegt inmitten der Grabenbruchzone der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platte. Das Gerücht, man könnte hier mit jeweils einem Bein auf einer der Platten stehen ist leider nicht mehr, als … ein Gerücht. Die Platten sind mehrere Kilometer von einander getrennt und durch einen 120 m tiefen Fluss geteilt. Um auf beiden Platten gleichzeitig zu stehen, müsste man also wirklich sehr lange Beine haben. Die winzige Felsspalte, auf der sich alle Selfiesticks fotografieren, ist leider auch nicht mehr, als eine einfache Felsspalte, jedoch weit davon entfernt jeweils eine der tektonischen Platten zu sein.

Weiter geht es auf der Ringstraße zu den Geysiren. Auf die Ringstraße sind die Isländer wirklich stolz. Bei ihrem Bau gaben sie sich so viel Mühe, dass sie das Endergebnis unbedingt einem deutschen Straßenbauer vorstellen wollten. Dieser musste allerdings schmunzelnd zugeben, dass das Ergebnis in Deutschland noch nicht einmal zugelassen werden würde, da das Wetter dem Straßenbelag leider nicht genügend Zeit zum Trocknen lässt und er dadurch löchrig, schief und wellig wird. Aber befahrbar. Zumindest mit einem Geländewagen.

Im Herzen des Heißwassertals Haukadalur steht Strokkur, der Geysir, der etwa alle zehn Minuten ausbricht. Ich habe zwar schon mehrere Geysire beim Ausbrechen beobachten dürfen, doch hier macht es die Atmosphäre zu etwas ganz Besonderem. Die Erde dampft, der Schwefelgeruch hängt stark in der Luft und wenn der Wind in unsere Richtung weht, wärmt einem der heiße Dampf das Gesicht. Zusätzlich ist die Erde sehr hell braun und die Quellen Dank des vielen Kieselgur in allen Farben der Blaupalette gefärbt, was einen tollen Kontrast bildet.

Die Wassersäule des Strokkur erreicht eine Höhe von bis zu 35 Metern und die Fotos konnte ich tatsächlich nur mit Hilfe eines Ultraweitwinkelobjetivs aufnehmen.

Den nächsten, interessanten Stopp machen wir am Gullfoss, dem goldenen und wohl bekanntesten Wasserfall. Auf Fotos kann man das Ausmaß dieses Wasserfalls wirklich nicht greifen! In die Länge misst er 2.5 KILOMETER und seine Schlucht ist 70 m tief. Also in etwa so tief, wie Islands höchstes Gebäude hoch ist. Die Geräuschkulisse ist immens! Absolut essentiell ist hier gutes Schuhwerk. Da es kalt ist, gefrieren die Wassertropfen auf der schneebedeckten Aussichtsplattform direkt an, die die Touristen nur mit einer dünnen Kordel vor den 109 m³/s (im Sommer etwa 130 m³/s) Wassermassen trennt, und es wird sehr rutschig.

Auf dem Rückweg nach Reykjavík machen wir halt an einer Islandpony-Farm und an historischen Bauten der Wikinger. Ganz nett, aber kein Muss. Was allerdings beeindruckend war, ist der 1.491 m hohe Vulkan Hekla. Der Berg ist einer der drei aktivsten Vulkane Islands und mindestens 600.000 Jahre alt. Kennt ihr die englische Phrase „What the heck?!“ ? Dem Vulkan wird seit dem Mittelalter nachgesagt, das Tor zur Hölle zu sein. Viele Legenden und Geschichten ranken sich um Hekla. So entstand auch die englische Phase, abgeleitet von „What the hell?!“ .

Da Karl, unser Airbnb-Host, sein Mietwagegeschäft aufgeben und in die Tourismusbranche wechseln möchte, bietet er uns an, an uns zu üben und uns am letzten Tag Orte zu zeigen, an die man im Normalfall im Winter gar nicht heran kommt. Juhuu! Wer könnte hierzu schon nein sagen?!

Zu aller erst brachte er uns an den Fuß des seit 2010 weltbekannten Eyjafjallajökull, der damals mit seiner Aschewolke das gesamte Flugstreckennetz außer Kraft setzte. Es ist jedes Mal wieder aufs Neue erfurchterfüllend am Epizentrum eines solchen Naturschauspiels zu stehen.

Direkt um die Ecke des Eyjafjallajökull befindet sich ein Wasserfall, den man nicht nur von unten oder oben, sondern sogar von hinter den Wassermassen bestaunen darf: Der Seljalandsfoss. Ein Schild mit der Aufschrift „Betreten verboten! Rutschgefahr!“ konnte uns auch nicht mehr daran hindern, einen Blick hinter den Wasserfall zu werfen. Auch hier ist gutes und rutschfestes Schuhwerk (zumindest im Winter) ein absolutes Muss, da die Wassertropfen bei den niedrigen Temperaturen direkt am Steinboden gefrieren. Die Kamera solltet ihr auch nur auspacken, wenn sie absolut wasserdicht ist, ansonsten genießt einfach den Moment und speichert das Bild in euren Erinnerungen ab.

Island hat etwa 60 Wasserfälle, von denen jeder seinen ganz eigenen Charme hat. Deshalb wollen wir uns einen weiteren Wasserfall nicht engehen lassen. Auf dem Weg zum Skógafoss, kommen wir vorbei an historischen Wikinger-Bauten und Islandpferden. Islandpferde sind sehr liebesbedürftige Wesen. Ob mit Essen in der Hand oder ohne, kaum kommt man in die Nähe ihres Gatters, strecken sie ihre Köpfe hindurch und wollen einfach nur gekrault werden.

Der Skógafoss ist deutlich schmaler als der Gullfoss. Er ist lediglich 25 m breit, allerdings aber ganze 60 m tief und somit nur unwesentlich kleiner als sein großer Bruder und ähnlich beeindruckend. Man fühlt sich wirklich klein neben ihm, wenn man das Wasser in einem einzigen Schwall über sich hinabrauschen sieht und hört. Parallel zur Fallkante kann man an der rechten Seite den Wasserfall besteigen und von oben bestaunen. Von oben kann man sich auch über eine Holzleiter dem Skóga nähern und weitere zahlreiche Miniaturwasserfälle erblicken.

Unser nächstes Ziel erreicht man ausschließlich über einen etwa dreistündigen Fußmarsch oder mit einem Geländewagen. Karl zeigte uns ein Flugzeugwrack, das in den 70er Jahren hier strandete. Mittlerweile ist es wohl einer der meistfotografiertesten Orte auf ganz Island und es verirren sich immer mehr Touristen hier her – im wahrsten Sinne des Wortes. Immer häufiger muss die Küstenwache ausrücken und verirrte Touristen einsammeln oder davor retten, von plötzlichen Riesenwellen ins Meer gezogen zu werden. Zu unserem Glück hatten wir Karl dabei, der uns rechtzeitig vor den Gefahren der Küste warnte und den Weg auswendig kannte, da er mit seiner Drohne hier draußen schon einige extrem coole Videoaufnahmen machte. Die C-117, vor der wir standen, wurde in den 70er Jahren von einem jungen Leutnant notgelandet, weil ihr durch die Kälte beide Triebwerke ausfielen und der Treibstofftank leckte. Wie durch ein Wunder wurde keiner der Insassen verletzt. Das amerikanische Militär begann noch am selben Tag alle verwendbaren Teile abzusägen, mitzunehmen und erneut in Einsatz zu bringen. Da sie am Rest nicht interessiert waren und der Grundstückbesitzer keine Möglichkeit hat, es abzutransportieren, wird es nun dort der Witterung überlassen und macht diesen Ort zu einem sehr mystischen. Auch hier hatten wir das Glück, dass Island für die meisten doch noch sehr uninteressant war und es das Flugzeug noch nicht einmal in die Reiseführer geschafft hatte. So hatten wir es ganz für uns.

Island ist wirklich voller kleiner Naturwunder, die für uns Deutsche so beeindruckend sind, weil wir sie hier bei uns einfach nicht haben und sich um jedes einzelne von ihnen wiederum eine Saga nach der anderen rankt. Um euch nicht mit zu vielen Details zu langweiligen, fasse ich unseren Rückweg etwas kürzer zusammen, was nicht bedeutet, dass nicht jeder einzelen Stop für sich sehr imposant war. Vorbei am Kerið Krater, pechschwarzen Lavastränden, an denen (natürlich je nach Wetter) ganze Eisschollen angeschwemmt werden,  und dem Urriðafoss, geht es für uns dann wieder nach Hause.

Häufig liest man, Island sei sehr teuer. Ja, das stimmt leider. Im Vergleich zu Deutschland muss das Land auch sehr viel mehr importieren und dementsprechend viel Geld kann man hier auch schon allein für Lebensmittel ausgeben. Ich empfehle, lieber ein Jahr länger zu sparen, damit man vor Ort auch wirklich all das machen und sehen kann, das man sich vorgenommen hat. Auch was man sehen möchte, sollte sich im Vorfeld gut überlegen werden, weil Island im Sommer und im Winter jeweils ein ganz anderes Land ist und unterschiedliche Möglichkeiten bietet. Eigentlich reise ich in absehbarer Zeit eher nicht zwei Mal in ein Land, doch Island im Sommer steht weiterhin auf meiner Bucket List.

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