Mana Pools Nationalpark

Unbeschreiblich wilde Wildnis im UNESCO-Weltnaturerbe

Nachdem wir nach unserem Ausflug auf dem Hausboot wieder an Land gehen, dürfen wir jetzt eine komplette Woche im Mana Pools Nationalpark verbringen! Weil wir – mal wieder – die einzigen Gäste sind und die Lodge zur Firma gehört (wir also nichts für die Übernachtung bezahlen), müssen wir in Kariba noch schnell ein paar Lebensmittel einkaufen, bevor wir nach Mana Pools fahren.

Warum ich das extra erwähne? Weil in Simbabwe im Mai 2021 eine Milch- und Zucker-Knappheit herrscht und wir in mehreren Geschäften weder Milch noch Zucker kaufen konnten (Dank der Hilfe eines Einheimischen hatten wir am Ende doch noch frische Milch und mussten nicht auf Pulver umsteigen, aber das ist eine andere Geschichte). Wenn man in Simbabwe in einem Supermarkt einkaufen geht, könnte man den Eindruck gewinnen, es sei zwar alles teuer, aber zumindest alles vorhanden. Bei genauerem Blick erkennt man aber schnell, dass zwar alle Regale gefüllt sind, jedoch teilweise ganze Gänge mit ein und demselben Artikel.

Nachtrag 2022: Mittlerweile war ich insgesamt vier Mal für jeweils mehrere Nächte in diesem Nationalpark – und es wird jedes Mal schöner! Die nachfolgenden Fotos sind aus all diesen Reisen. Meldet euch gerne, wenn ich Fragen zu verschiedenen Reisemonaten beantworten darf.

Die zu zahlende Conservation Fee im Mana Pools Nationalpark beträgt pro Tag und Person für Nicht-Einheimische 20 USD. Man meldet sich ca. 6,5 km vor dem Maingate bei der Parks and Wildlife Authority (Marongora Parks Office) an und bezahlt die Conservation Fee im Reception Office im Park.

Der Mana Pools Nationalpark ist ca. 2.600 km² groß und gehört seit 1984 zum UNESCO Weltnaturerbe. Im südlichen Afrika hat man schnell den Eindruck, an einem wilden Ort zu sein und fast jeder Ort dort ist auch definitiv wilder als die „Wildnis“ in Deutschland – allein schon aufgrund der Vegetation und Tierwelt. Aber an einem so wilden Ort wie Mana Pools war ich wohl noch nie! Keine Zäune, ausschließlich wilde und freie Tiere, zur Regen- und Trockenzeit wuchernde Vegetation … ein in sich intaktes Ökosystem, das keinerlei Hilfe von außen braucht. Wow! Auch wenn durch den Bau der Kariba Talsperre das Ökosystem durch den nun sehr stetigen Wasserstand des Sambesi verändert wurde, kann man noch nicht sagen, ob dies negativ, positiv oder gar nahezu neutrale Auswirkungen hat.

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Mana bedeutet auf Shona, einer der vielen Landessprachen Simbabwes, „vier“. Pools sind natürliche Wasserstellen. Aufgrund der vier immer noch in der Trockenzeit gefüllten Wasserstellen, hat der Park seinen Namen: Chisasiko Pool, Long Pool, Green Pool und Chine Pool. Zwei dieser Pools sind nun allerdings zum ersten Mal in der Trockenzeit 2022 ausgetrocknet. Leider macht der Klimawandel auch vor diesem Nationalpark keinen Halt.

Chisasiko Pool

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Long Pool

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Green Pool

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Chine Pool

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Am Chine Pool haben wir eine atemberaubende Sichtung getreu dem Motto: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nichts ahnend machen wir eine kleine Kaffeepause (diese scheinen hier in Mana Pools jedes Mal unsere Glücksmomente zu sein) und beobachten das Gewässer. Zunächst sehen wir verschiedene Vögel, die ich versuche zu identifizieren und dann taucht plötzlich ein 3,5 – 4 m langes Nilkrokodil im Wasser auf. Nach wenigen Augenblicken bewegt es sich aufs Ufer zu und neugierig beobachten wir, wie es an Land krakselt, direkt auf eine 40 – 60 Jahre alte Pantherschildkröte zu … mit einer schnellen Kopfbewegung schnappt das Krokodil die Schildkröte und nimmt sie mit ins Wasser. Nachdem die Schildkröte bereits 15 Minuten lang getränkt wurde, sind wir uns sicher, dass sie tot ist. Ob das Krokodil wirklich ihren Panzer knacken und sie essen konnte, wissen wir nicht, da zunächst nicht mehr viel passiert und wir weiterfahren. Laut der vielen Guides und Ranger, die wir fragten, haben Krokodile zumindest die Kraft, den Panzer zu knacken. Davon abgesehen klappte jedem einzelnen der Befragten die Kinnlade runter, denn nicht nur wir konnten uns bis zu diesem Augenblick nicht vorstellen, dass eine Schildkröte dieser Größe überhaupt Fressfeinde hat, sondern auch keiner der jahrzehntelang erfahrenen Guides.

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Für die knapp 100 km Fahrt (je nach Auto mindestens zwei Stunden), die wir vom Maingate bis zu unserer Lodge fahren, lassen wir unseren Voxy am Gate stehen und werden vom Lodge Manager in einem 4×4 abgeholt. Dafür ist unser Auto jetzt auch wirklich nicht mehr gemacht. Für unsere Fahrten im Park leihen wir uns anfangs eines der Game Drive Fahrzeuge aus … bis zur zweiten Panne.

Bei dem Auto, das wir zunächst ausleihen, ist das Allrad kaputt und so bleiben wir eines Morgens in einer tiefen Sandbank stecken. Doch wir haben Glück! Nach 30-minütigem Buddeln und Holz unter die Reifen schieben, kommt doch tatsächlich ein Auto vorbei und kann uns rausziehen (sogar bei Hochbetrieb in Mana Pools trifft man eher selten andere Autos und Gäste). Wenige Stunden später bricht dann unsere Frontachse. Na toll. Wenigstens können wir noch bis unter einen schattenspendenden Baum rollen und haben ein bisschen Wasser dabei. Außerdem brutzelt der Park gerade in der Mittagsonne, sodass alles, was uns potentiell gefährlich werden könnte, gerade auf der faulen Haut liegt und die nächsten fünf bis sieben Stunden nicht an uns interessiert wäre. Handyempfang? Pustekuchen. Und der Funk im Auto ist auch abgeklemmt, obwohl wir vielleicht in Reichweite der Lodge wären. Wie jedes Mal, wenn wir losfahren, sagten wir dem Lodge Manager Bescheid, welche Route wir in etwa fahren und wann wir gedenken, zurück zu sein. Nur für den Fall … Genau der Fall ist jetzt eingetreten.

Wir freunden uns schon mit dem Gedanken an, zwei bis dreieinhalb Stunden zu warten, bis man uns vermisst und sucht. Mit einem frisch aufgebrühten Kaffee setzen wir uns aufs Autodach. Und wieder haben wir Glück! Keine 15 Minuten später fährt wieder ein Auto an uns vorbei! Den Gästen macht der nicht allzu kleine Umweg zu unserer Lodge nicht viel aus und wir dürfen mitfahren. (Side Note: Zwei der Gäste treffen wir tatsächlich auf unserem Rückflug wieder!)

Auch ohne diese Ereignisse würden wir jedem Menschen helfen, der irgendwo in Afrika gestrandet ist und Hilfe braucht, aber von da ab versprechen wir uns, das niemals zu vergessen. Wenige Tage später können wir uns tatsächlich auch schon (in einem neuen Auto) revanchieren.

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Mana Pools ist wirklich eine Zauberwelt für sich. Wir fahren jeden Tag mindestens einmal für drei bis sechs Stunden raus in den Park, beobachten Tiere oder trinken einfach nur Kaffee in der weltschönsten Kulisse, umgeben von den märchenhaftesten Geräuschen, die sich bis wir einschlafen von tag- zu nachtaktiven Tieren abwechseln.

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Apropos Geräuschkulisse: Jeden Abend hören wir, teilweise nur wenige hundert Meter entfernt, Löwen. Einmal haben wir sie schon um wenige Minuten an der Lodge verpasst, als wir das Camp für einen Game Drive verließen. Wir finden jeden Tag neue Spuren, die sich dann aber buchstäblich im Sande verlaufen. Langsam geben wir die Hoffnung auf, sie hier schlussendlich doch noch zu sehen. Vormittags, gegen 09:00 Uhr, an einem bewölkten Tag, halten wir am Chisasiko Pool für einen Kaffee und Frühstück. Wir haben gerade unser Müsli fertig gegessen, da hören wir sie … zwei Löwen, einer östlich, einer westlich von uns. Sie führen wohl eine rege, territoriale Diskussion, denn alle drei bis fünf Minuten hört man sie brüllen. Und sie kommen näher. Während Andreas mit seinem Fernglas aufs Autodach springt, packe ich in Windeseile all unsere Utensilien zusammen, sodass wir innerhalb Sekunden abfahrbereit wären.

Und da taucht er plötzlich auf! In einer Affen- … naja … Löwengeschwindigkeit ist er unterwegs. Wir springen ins Auto und folgen seiner Richtung auf einer der wenigen offiziellen Straßen durch den Park. Wenige Meter hinter unserem Auto taucht er plötzlich aus dem Gebüsch auf, verschwindet aber direkt wieder ins nächste Dickicht. Weiter können wir ihm leider nicht folgen, denn dazu müssten wir von der Straße runter und durch den Busch fahren. Das ist ohne offiziellen Park-Ranger verboten und daran wollen wir uns auch halten.

Doch jetzt kommt uns zugute, dass wir heute früh diesen anderen Gästen helfen konnten! Denn in Begleitung eines Rangers treffen wir einen von ihnen zu Fuß wenige Meter die Straße runter – auch sie sind auf der Suche nach diesem Löwen. Wir packen sie kurzerhand ein (das ist übrigens der erwähnte Ranger aus meiner Einleitung) und folgen der Route, die uns der Ranger durch den Busch lotst. Wir alle vier werden nun belohnt:

Mana Pools Nationalpark, Simbabwe I Bahia Fox

Nach diesem sehr ereignisreichen Monat mit Eindrücken, die ich kaum alle in diese insgesamt über 10.000 Worte packen kann, die ihr gerade tatsächlich gelesen habt, fahren wir nach Harare und fliegen bald darauf nach Deutschland zurück.

Was genau die Zukunft bringt, kann man zwar nie genau wissen, aber auf jeden Fall habe ich jetzt schon ein genaueres Bild davon und freue mich sehr auf mein nächstes Abenteuer

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